• 13.10.2015 16:52

GP2-Meister Stoffel Vandoorne: "Ich hatte nie Zweifel"

Stoffel Vandoorne spricht über sein beeindruckendes Jahr in der GP2: Warum er keine Zweifel am Titelgewinn hegte und was die Krone für ihn bedeutet

(Motorsport-Total.com) - Stoffel Vandoorne hat es geschafft: Bereits zwei Rennwochenenden vor Saisonende krönte sich der Belgier mit einem vierten Platz im Sprint von Sotschi zum neuen GP2-Meister 2015. Der ART-Pilot war der dominierende Mann der laufenden Saison und ließ nie einen Zweifel am Titelgewinn aufkommen. Jetzt hat er natürlich die Formel 1 im Visier. Wie er seine Chancen einschätzt und was er zu seinem Titel zu sagen hat, das erzählt er im Interview.

Titel-Bild zur News: Stoffel Vandoorne

Stoffel Vandoorne ist der unumstrittene Meister der GP2-Serie 2015 Zoom

Frage: "Stoffel, GP2-Champion. Wie klingt das für dich?"
Stoffel Vandoorne: "Es klingt ziemlich gut! Wir wussten vor dem Rennen, dass es unser Ziel sein würde. Wir hätten es bereits am Samstag schaffen können, aber da liefen die Dinge nicht 100 Prozent für uns. Auf Rang vier vor Alex Rossi ins Ziel zu fahren, hat für uns aber jetzt gereicht, und das zählt am Ende. Der Job ist erledigt, und jetzt habe ich noch zwei Rennwochenenden vor mir. Ich werde entspannt sein und keinen Druck haben. Trotzdem werde ich weiter Gas geben, um noch ein paar Siege einzufahren und die Saison auf einem Hoch zu beenden."

"Zwei Events vor Schluss den Titel einzufahren, zeigt die harte Arbeit über die Saison und wie gut es zusammen mit ART war. Wir haben in den vergangenen beiden Jahren großartige Dinge erreicht und haben in dieser Saison fast alle Rekorde gebrochen. Ich werde mich definitiv immer an sie erinnern."

Frage: "Und wie lief das Rennen am Sonntag für dich ab?"
Vandoorne: "Ich hatte einen guten Start und habe eine Position gut gemacht. Danach musste ich allerdings in Kurve 2 den Notausgang nehmen, weil sich alles ein wenig zusammengeschoben hat. Danach war ich Sechster und hatte eigentlich ein paar gute erste Runden. Dann bin ich auf Rang fünf vorgekommen, oder war es Rang vier? Ich erinnere mich nicht mehr genau daran (lacht; Anm. d. Red.)."

"Es war ein gutes, aber kein einfaches Rennen, und Überholen war ziemlich schwierig. Im Vergleich zu den anderen hatten wir definitiv eine wirklich gute Pace. Ich konnte ihnen leicht folgen, nur sie zu überholen war eben schwierig. Ich denke, dass ich Raffaele (Marciello; Anm. d. Red.) ohne das Safety-Car noch hätte überholen können, doch das Rennen ging unter Safety-Car-Bedingungen zu Ende und ich musste mich mit Rang vier begnügen. Es wäre schön gewesen, auf dem Podium zu sein, aber wir können uns natürlich nicht beschweren."

Vandoorne: "Ich wollte dominieren"

Frage: "Wenn du auf die Saison schaust: Gab es da ein Rennen, das dir mehr als die anderen bedeutete?"
Vandoorne: "Es gab zwei Rennen, die für mich in dieser Saison etwas Besonderes waren. Natürlich war da mein Heimrennen, das ich gewonnen habe. Das ist immer ein besonderer Event. Das andere ist Monaco: Ein Sieg auf dieser Strecke ist immer ein großartiger Erfolg. Ich war bereits einmal vor der GP2 dort und dann im vergangenen Jahr, aber ich hatte immer ein wenig Pech. Es beim dritten Mal zusammenzubekommen und endlich zu gewinnen, war ein sehr gutes Gefühl."

Stoffel Vandoorne, Alexander Rossi

Alexander Rossi war am Schluss der einzige halbwegs ernsthafte Verfolger Zoom

Frage: "Gibt es irgendein Rennen, bei dem du auf Wiedergutmachung hoffst?"
Vandoorne: "Vielleicht Silverstone. Das war nicht unser bestes Wochenende. Wir wurden im Hauptrennen zwar Dritter, aber erst nach dem gesamten Wochenende verstanden wir, was uns für den Kampf um den Sieg fehlte. Wenn wir heute noch einmal zurückkehren würden, wäre es wahrscheinlich eine andere Geschichte für uns."

Frage: "Jetzt wo du Meister bist, kannst du es ja sagen: Standest du vor der Saison unter Druck?"
Vandoorne: "Ich wusste, was ich zu erledigen hatte. Ich wollte die Meisterschaft in meiner zweiten Saison dominieren. Das gleiche gilt für McLaren. Jeder sagte mir, dass ich alle Zutaten für den Titel hätte. Das erreicht zu haben, ist ein großartiges Gefühl. Vor dem Start einer Saison gibt es immer etwas Druck, aber ich denke, dass wir gut damit umgegangen sind. Bislang haben wir vier Pole-Positions und fünf Siege auf unserem Konto - und noch zwei Wochenenden vor uns. Ich fühle, dass wir noch ein wenig draufpacken können."

Nie gezweifelt

Frage: "Hattest du zu irgendeinem Zeitpunkt Zweifel?"
Vandoorne: "Nein, ich habe niemals gezweifelt. Das Ende der Saison 2014 war bereits eine gute Messlatte um zu wissen, wo wir im folgenden Jahr kämpfen würden. Das haben wir über den Winter gerettet, wir haben mit dem Team hart gearbeitet. Für mich war es gut, zwei Saisons bei ART zu fahren, auch weil es natürlich eines der Topteams ist. Es ist bereits ein Stück her, seit sie die Meisterschaft gewonnen haben (2009 mit Nico Hülkenberg; Anm. d. Red.), und es mit ihnen zusammen zu schaffen, ist wirklich ein großartiges Gefühl."

Frage: "Warum, glaubst du, hat es mit ART so gut funktioniert?"
Vandoorne: "Im vergangenen Jahr ging es ein wenig schwierig los. Es gab ein paar Fehler von meiner Seite und ein paar Fehler von ihrer Seite. Aber am Ende der Saison haben wir die Wende geschafft. Vom Auto, von der Strategie und auch von meiner Seite haben wir alles zusammengebracht. Ich wurde als Fahrer besser und habe weniger Fehler gemacht. Im Winter gab es dann viele Diskussionen darüber, wie wir Fehler vermeiden können, denn das war das einzige, das uns vom Titelgewinn abgehalten hätte. Bis heute haben wir vielleicht ein paar kleine Fehler gemacht, aber es war nichts Gravierendes dabei - das war der Schlüssel. Denn den Speed hatten wir eigentlich immer, waren wir doch seit Monaco jedes Mal in der ersten Startreihe. Wir haben einige großartige Performances gezeigt."


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Frage: "Was bedeutet der GP2-Titel für den Rest deiner Karriere?"
Vandoorne: "Natürlich ist es einer meiner besten Titel. Aus persönlicher Sicht würde ich sagen, dass es definitiv meine beste Saison war. Zwar hatte ich seit Beginn meiner Karriere immer den Speed, doch in den Jahren habe ich es nicht immer wirklich zusammengebracht, auch wenn ich in den Meisterschaften immer gut platziert war. Trotzdem gab es immer ein paar Dinge, die ich verbessern musste - und die gibt es selbst jetzt noch! in diesem Jahr konnte ich allerdings alles zusammenbringen. Im vergangenen Jahr waren die Sprintrennen meine Schwäche, denn dort habe ich immer Boden verloren, aber in dieser Saison standen wir fast immer in beiden Rennen des Wochenendes auf dem Podium. Da haben wir uns enorm gesteigert."

Frage: "Wie sieht der nächste Schritt aus?"
Vandoorne: "Hoffentlich ist das die Formel 1. Daran habe ich schon eine ganze Weile gearbeitet. Dass ich den Titel schon hier eingefahren habe, ist schon eine Luxussituation. Das nächste Rennen ist erst in über einem Monat, von daher kann ich mich bereits auf die Vorbereitung auf das kommende Jahr konzentrieren. Das ist großartig! Leider ist im Moment noch nichts entschieden, aber ich bin optimistisch. Ich spüre, dass ein paar Chancen da draußen warten. Die kommenden Tage und Wochen werden für das nächste Jahr entscheidend sein."