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  • 25.10.2015 18:29

Volkswagen: Dramatischer erster Sieg für Andreas Mikkelsen

Andreas Mikkelsen feiert für Volkswagen seinen ersten Sieg in der Rallye-WM und liefert sich einen packenden teaminternen Kampf - Ogier nach spätem Aus wohlauf

(Motorsport-Total.com) - Sieg mit Superlativen: Andreas Mikkelsen und Ola Flöne haben mit Volkswagen die Rallye Spanien gewonnen und sich damit erstmals in die Siegerlisten der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) eingetragen. Volkswagen hat damit einen bemerkenswerten Doppelerfolg gefeiert - den siebten der Saison.

Titel-Bild zur News: Andreas Mikkelsen

Andreas Mikkelsen hat seine erste WM-Rallye gewonnen Zoom

Die Entscheidung zugunsten der Norweger fiel in allerletzter Sekunde auf der abschließenden Powerstage. Mikkelsen/Flöne entschieden diese letzte Prüfung für sich, schlugen damit ihre Teamkollegen Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila um gerade einmal 3,1 Sekunden und profitierten zu guter Letzt noch von einem Fehler ihrer Volkswagen Kollegen Sebastien Ogier/Julien Ingrassia, die in Führung liegend ausschieden.

Nach zwölf Podiumsplatzierungen mit dem Polo R WRC kletterten Mikkelsen und Flöne erstmals in ihrer Karriere ganz oben auf das Podest - bei ihrem 64. Start in der Königsklasse des Rallye-Sports. Für den Polo R WRC war es der elfte Sieg in dieser Saison und der 33. seit dem Debüt im Januar 2013. Bei der einzigen Rallye im WM-Kalender, die sowohl auf Schotter als auch auf Asphalt ausgetragen wird, war der Polo R WRC beim Volkswagen Doppelerfolg das universellste und schnellste World-Rally-Car.

17 der 23 möglichen Prüfungsbestzeiten gingen dabei nach Wolfsburg, darunter alle auf Asphalt. Vor dem Finale der Rallye-WM in drei Wochen bei der Rallye Großbritannien steht zudem fest: Die drei Volkswagen-Duos werden in der Gesamtwertung der Fahrer- und Beifahrerwertung zum zweiten Mal nach 2014 die Plätze eins, zwei und drei belegen.


Fotos: Volkswagen, WRC: Rallye Spanien


Packend bis zum Zielstrich: Latvala vs. Mikkelsen

Ein Rallye-Duell unter gleichen Voraussetzungen, packend bis zum Zielstrich: Der Zweikampf Andreas Mikkelsen versus Jari-Matti Latvala wurde lediglich um 3,1 Sekunden entschieden - zugunsten des Youngsters. In der 20. von 23 Sonderprüfungen büßte Latvala etwa zehn Sekunden durch einen Reifenschaden ein, eine Prüfung später verlor Mikkelsen seinerseits mehrere Sekunden wegen eines Drehers. Vor der abschließenden Powerstage betrug der Abstand zwischen Youngster und Routinier gerade einmal 1,4 Sekunden. Den Krimi entschied die Powerstage.

Vor dem packenden Duell mit Mikkelsen stand ein mitreißender Zweikampf um die Führung: Das Duell Sebastien Ogier gegen Jari-Matti Latvala beendete ein Reifenschaden auf der zwölften von 23 Wertungsprüfungen allerdings frühzeitig. Latvala hatte sich beim Schneiden einer Rechtskurve einen Plattfuß eingefangen und fiel um knapp eine Minute zurück. Doch nach dem Rückschlag folgte Latvalas Antwort: Er kämpfte sich zwischenzeitlich auf die zweite Position zurück, um die er sich fortan mit Teamkollege Andreas Mikkelsen stritt.

Jari-Matti Latvala

Jari-Matti Latvala verpasste den Sieg am Ende nur knapp Zoom

Für Ogier/Ingrassia schien allerdings eine Vorentscheidung auf dem Weg zum achten Saisonerfolg gefallen. Doch ein Ausrutscher ihrerseits - bei dem Versuch, ihren 26. Powerstage-Erfolg zu feiern - beendete die Hoffnung auf den 32. Sieg ihrer Karriere kurz vor dem Zielstrich. Auf der Rennstrecken-ähnlichen, finalen Prüfung kamen die dreimaligen Weltmeister von der Ideallinie ab, touchierten die Leitplanke und beschädigten ihr Auto so stark, dass sie aufgeben mussten. Ein anschließender medizinischer Routinecheck blieb ohne Befund.

Polo R WRC bleibt bei einzigartiger Rallye ungeschlagen

Ein Tag auf Schotter, zwei auf perfektem Asphalt - die Rallye Spanien ist angesichts dieser Mischung einzigartig im Kalender der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC). Und der Polo R WRC bleibt hier nicht nur ungeschlagen, er feierte zudem seinen dritten Mehrfacherfolg nacheinander. Nach den Doppelerfolgen 2013 und 2014 gingen erneut die ersten beiden Podiumsplätze anno 2015 nach Wolfsburg.

Für die Mechaniker bedeutete die Rallye Spanien eine Besonderheit: Von Freitag auf Samstag bauten sie die World-Rally-Cars im Schotter-Trimm auf komplettes Asphalt-Setup um. Die Zeit dafür war limitiert: 75 Minuten hatten die Techniker dazu maximal Zeit. Beim längsten Service der Saison tauschten die Volkswagen-Mechaniker 4.044 teils vormontierte Einzelteile an den drei Polo R WRC aus. Unter anderem: die komplette Fahrwerksgeometrie, 18-Zoll- statt der auf Schotter üblichen 15-Zoll-Räder - inklusive Bremsscheiben mit größerem Durchmesser und der Dämpfer-/Federeinheiten, Getriebe und Pedalerie.

Drei Volkswagen Piloten in der Rallye-WM 2015 am Ende vorn

Sebastien Ogier/Julien Ingrassia neue und alte Weltmeister, Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila WM-Zweite, Andreas Mikkelsen/Ola Flöne Gesamtdritte - Volkswagen hat die ersten drei Positionen in der Fahrer- und Beifahrer-WM sicher. Als alte und neue Weltmeister stehen Ogier/Ingrassia bereits seit der Rallye Australien fest, mit dem Ergebnis in Spanien festigten zudem Latvala/Anttila den zweiten Platz - genauso wie Mikkelsen/Flöne den dritten.

Die Podiumsplätze 23 und 24 in dieser Saison bedeuteten nicht nur den 33. Sieg des Polo R WRC im 38. Einsatz und obendrein den 65. Podestrang seit dem Rallye-WM-Einstieg mit dem World-Rally-Car im Januar 2013, sondern auch eine neue persönliche Bestmarke. Zum Vergleich: Im Jahr 2014, seiner bislang erfolgreichsten Saison, feierte der Polo R WRC 23 Podestplätze.

Sebastien Ogier

Sebastien Ogier ist bei seinem späten Aus unverletzt geblieben Zoom

Die abschließende Powerstage über zwölf Kilometer ging zum ersten Mal in dieser Saison und zum zweiten Mal überhaupt an das Volkswagen-Duo Mikkelsen/Flöne. Ihre Kontrahenten aus den Volkswagen-Reihen, Latvala/Anttila, mussten sich um nur 1,7 Sekunden geschlagen geben und sammelten zwei Extrazähler. Damit fällt die Entscheidung über Platz zwei in der Fahrer- und Beifahrer-WM erst beim Finale in Großbritannien. 26 Zähler liegen zwischen Latvala/Anttila auf der zweiten und Mikkelsen/Flöne auf der dritten Position. 28 gibt es für die Kombination aus Rallye-Sieg und Powerstage-Bestzeit.

Stimmen von Volkswagen

Sebastien Ogier: "In einer lang gezogenen Linkskurve war ich zu schnell und bin am Ausgang etwas zu weit herausgetragen worden. Wir haben die Leitschiene touchiert, sie hat sich leicht verbogen und das Rad hat sich am Pfosten, der die Leitschiene hält, eingehakt. Das hat das Rad herausgerissen - das war das Aus. Zur Sicherheit haben wir uns im Krankenhaus noch einmal gründlich checken lassen. Gut, dass alles in Ordnung ist. Leider haben wir uns durch diesen Fehler um den Sieg gebracht. Aber ich freue mich sehr für Andreas und Ola, die ihren ersten Rallye-WM-Sieg absolut verdient haben."

Jari-Matti Latvala: "Wenn man an den Verlauf der Rallye denkt, kann man mit dem Ergebnis sehr zufrieden sein. Heute entwickelte sich von Anfang an ein spannendes Duell um Platz zwei mit meinem Teamkollegen Andreas Mikkelsen. Ich hatte mit sechs Reifen die sichere Strategie gewählt, Andreas mit fünf die aggressivere und wohl bessere. Jedenfalls war mein Vorsprung nach dem Vormittag fast aufgebraucht. Am Nachmittag habe ich mir dann in Wertungsprüfung 21 einen schleichenden Platten eingefangen und damit eigentlich auch alle Chancen auf Platz zwei."

"Nach dem Ausfall meines Teamkollegen Sebastien Ogier bin ich dann doch noch etwas glücklich Zweiter geworden. Am wichtigsten ist aber, dass ihm und seinem Co-Piloten Julien dabei nichts passiert ist. Und Glückwünsche natürlich auch an Andreas und Ola zu deren ersten Sieg in der Rallye-WM. Und in Wales in drei Wochen greife ich wieder an - hoffentlich mit etwas mehr Fortune."


Rallye Spanien: Die Höhepunkte des zweiten Tages

Tag zwei der Rallye Spanien: Weltmeister Sebastien Ogier baut seine Führung auf Asphalt deutlich aus Weitere Rallye-Videos

Andreas Mikkelsen: "Wir haben auf diesen Moment so lange gewartet und so hart dafür gearbeitet. Als er dann da war, konnten wir es kaum glauben: Wir haben unsere erste WM-Rallye gewonnen! Heute ist genau das Gegenteil von dem passiert, was wir in Schweden durchlebt haben. Ich bin überglücklich, aber ich glaube, ganz realisiert habe ich es noch nicht. Das wird sicher noch ein paar Tage dauern."

"Wir haben alles in die Powerstage gelegt, und endlich haben wir bei dieser Rallye die perfekte Prüfung abgeliefert. Das hätte auf jeden Fall schon zum zweiten Platz gereicht, aber dass als Krönung der Sieg dabei herausspringt, ist natürlich das absolute Sahnehäubchen. Schade für Seb und Julien, aber entscheidend ist, dass ihnen bei dem Ausrutscher nichts passiert ist. Für uns war es ein unglaubliches Wochenende, das wir heute sicher noch richtig feiern werden - mit meiner Familie, mit meinen Mechanikern, dem ganzen Team."

Jost Capito (Motorsport-Direktor): "Was für ein unglaubliches Finale, was für eine aufregende Rallye. Zu allererst: Glückwunsch an Andreas Mikkelsen und Ola Flöne, die sich für ihre harte und unermüdliche Arbeit und ihre tollen Leistungen heute mit dem Sieg belohnt haben. Jeder im Team freut sich unbändig für die beiden. Dass wir diese Premiere heute feiern können, verdanken wir der zweiten guten Nachricht: Sebastien Ogier und Julien Ingrassia geht es nach dem Ausrutscher gut."

"Sie haben zwar auf der Powerstage den sicher geglaubten Sieg verloren, aber angesichts einer erneut starken Rallye hier in Spanien und sieben Siegen in dieser Saison, können sie das sportlich sicher verschmerzen. Jari-Matti Latvala und Miikka Anttila haben heute noch einmal alles reingelegt in diese Rallye, mussten sich aber Andreas und Ola geschlagen geben. Wir reisen jetzt nach Großbritannien mit dem Nachweis, mit drei Siegerduos anzutreten."