• 06.11.2023 11:13

  • von Roland Hildebrandt

Toyota Century: Kaiserlicher Luxusliner aus Japan mit V12

Was in Deutschland einst der Mercedes 600 war, ist in Japan bis heute der Toyota Century: Er war das erste asiatische Auto mit V12

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Jedes wichtige Land hat seine Staatskarosse: Die USA verlängerte Lincoln oder Cadillac, die Briten Bentley und Rolls-Royce, die UdSSR respektive Russland den ZiS/ZiL und Aurus Senat und Deutschland lange den Mercedes 600. Auch Japan hat ein ganz besonderes Fahrzeug zur Repräsentation: den Toyota Century.

Titel-Bild zur News: Toyota Century

Toyota Century Zoom

Äußerlich in unaufdringlicher Eleganz gezeichnet, dient der Toyota Century japanischen Ministern als mobiles Büro und mit Spezialkarosserien dem japanischen Kaiserhaus als Staatskarosse. Eine Alleinstellung garantiert dem Century auch der erste in Serie gebaute japanische V12, mit dem sich die zweite Generation des Century 1997 an die Spitze der Prestigeliga katapultierte.

Vollendeter Komfort ist die Messlatte, die der Century in der Repräsentationsklasse setzt und so begnügt sich der V12 mit 280 PS maximaler Leistung. Luxuriöses Fahrvergnügen, das ist in Japan gleichbedeutend mit leiser Fortbewegung. Stille und Ruhe vor der Außenwelt ist deshalb angesagt, sobald sich die Türen des aufwändig geräuschgedämmten Toyota Century schließen. Selbst wenn der V12 vehement vorwärtsdrängt, ist nur ein Säuseln zu vernehmen. Auch deshalb soll Kaiser Akihito bei Ausfahrten im Century gerne die Tageszeitungen studiert haben.

30 Jahre lang gab es kaum Änderungen

Die Fertigung begann 1967, und es gab 30 Jahre lang nur kleine Änderungen an dem Modell. Erst 1997 wurde es grundlegend überarbeitet. Der Name Century wurde gewählt, weil das Jahr der Markteinführung auf den 100. Geburtstag von Sakichi Toyoda fiel, dem Gründer von Toyota Industries. Er wird im Japanischen wie im Englischen ausgesprochen.

Der Century wird in nur geringer Stückzahl praktisch von Hand gefertigt. Er wird vom Premierminister von Japan, von Ministern, hohen Regierungsbeamten und führenden Geschäftsleuten benutzt. Das Kaiserhaus benutzt - vermutlich gepanzerte - Fahrzeuge, die Toyota Century Royal genannt werden und von denen insgesamt vier ausgeliefert wurden.

Der Century wurde ursprünglich mit auf den vorderen Kotflügeln angebrachten Rückspiegeln ausgestattet, da Autos Rückspiegel haben mussten, die durch die Windschutzscheibe einsehbar sein mussten. Später konnte er aber auch mit "normalen" Seitenspiegeln ausgeliefert werden, die seit dem Modell von 2018 Standard sind.

Einziger Toyota ohne das klassische Logo

Der Century hat keinerlei sportliche Ambitionen, sondern ist in allen Aspekten auf Komfort und Laufruhe ausgelegt. Einzige Ausnahme ist der Century GRMN von Akio Toyoda. Das Äußere des Century blieb trotz einiger kleinerer Verbesserungen von 1967 bis 2018 weitestgehend unverändert, weil es als "Symbol für konservativen Erfolg" gilt. Man stelle sich vor, Mercedes hätte den 600 so lange gebaut ...


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Meist wird der Wagen schwarz lackiert. Die Sitze sind - dem japanischen Empfinden für Luxus entsprechend - hauptsächlich mit Wollbezügen ausgestattet. Das Rückfenster und die hinteren Seitenfenster haben elektrisch bedienbare Spitzenvorhänge.

Der Wagen, der als das Auto angepriesen wurde, das man sich durch ein Leben voller harter Arbeit in einem einfachen, aber korrekten Anzug verdient, ist der einzige Toyota, der nicht das übliche, aus drei Ovalen zusammengesetzte Logo trägt, sondern mit einem stilisierten goldenen Huhn als Symbol für das japanische Kaiserhaus ausgeliefert wird. Auf der C-Säule ist zudem auch ein Logo mit dem Buchstaben "C" angebracht.

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Der erste Century basierte auf dem Crown Eight von 1964, der einen 2,6-Liter-V8-Motor besaß. 1967 wurde eine überarbeitete Version dieses Motors mit 3,0 Liter Hubraum eingebaut. 1973 kam der 3,4-Liter-V8, 1982 erfolgte der Wechsel zum 4,0-Liter-V8. Es gab auch eine Langversion des Century, den Century L, dessen Radstand 3010 mm und dessen Länge 5270 mm betrug.

Die erste Generation des Century blieb 30 Jahre lang im Wesentlichen unverändert. 1982 erhielt der Century eine im Detail überarbeitete Karosserie; der Stil des Ausgangsfahrzeugs wurde allerdings beibehalten. Neben kleineren kosmetischen Veränderungen gab es auch Verbesserungen am Motor.

Offener Toyota Century

Offener Toyota Century Zoom

1997 wurde der Century komplett überarbeitet, auch wenn das neue Modell dem Vorgänger sehr ähnlich sah. Als Antrieb gab es nun einen 5,0-Liter-V12-V12-Motor mit 206 kW (280 PS) Leistung. Ursprünglich hatte der Wagen eine vierstufige Automatik. Später bekam er eine 6-stufige "intelligente" Automatik. Er besitzt auch Luftfederung. Der Century ist das einzige japanische Serienauto mit V12-Motor.

Die dritte Generation präsentierte Toyota im Oktober 2017 auf der Tokyo Motor Show: 5,33 Meter lang, 3,09 Meter Radstand. Im Gegensatz zum Vorgängermodell wird der aktuelle Century nicht mehr von einem V12 angetrieben, stattdessen kommt ein Fünfliter-V8-Benziner, der mit einem Elektromotor kombiniert wird, zum Einsatz. Die Systemleistung gibt Toyota mit 317 kW (431 PS) an. Verkauft wird die Limousine seit Juni 2018 wieder nur in Japan. Kostenpunkt im November 2023: 20.080.000 Yen, umgerechnet knapp 127.000 Euro.

Unikat: Offener Century für die Krönung des aktuellen japanischen Kaisers

Eine spezielle Ausführung, genannt Toyota Century Royal, wurde für die japanische kaiserliche Familie gebaut, die von deren älteren Mitgliedern benutzt wird, ähnlich wie die Bentley State Limousine der britischen Königsfamilie.

Der royale Century besitzt eine Wollstoffpolsterung, Trittbretter aus Granit und einen Dachhimmel aus japanischem Reispapier. Ursprünglich wurden fünf Exemplare bestellt, aber wegen der hohen Kosten schließlich nur vier gebaut. Das Modell ersetzte die 30 Jahre alten Nissan-Prince-Royal-Pullman-Limousinen. Der Century Royal darf nur von der kaiserlichen Familie genutzt werden.

Im September 2023 präsentierte Toyota mit dem Century SUV ein Modell im Segment der Sport Utility Vehicle, dass ähnlich exklusiv sein soll, wie die Limousine. Preis in Japan: 158.000 Euro.

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