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  • 26.01.2018 12:01

  • von Kay MacKenneth

Ford Bullitt: Auferstehung einer Legende

Steve McQueen machte den dunkelgrünen Mustang weltberühmt. Jetzt wurde das Fahrzeug in Detroit von Ford der Öffentlichkeit präsentiert

(Motorsport-Total.com/Classic-Car.TV) - Das Wort "Nein" ist im Wortschatz von Berühmtheiten manchmal nicht wirklich vorhanden - jedenfalls, wenn sie es als Antwort auf einen Wunsch erhalten. Das spürt man, wenn man die letzte Zeile im Kaufgesuch von Filmschauspieler Steve McQueen liest: "Ich würde Ihnen gerne einen anderen Mustang besorgen, wenn nicht zu viel Geld im Spiel ist. Andernfalls vergessen wir es besser." Der Star wollte 1977 "sein" Auto zurück kaufen, das er in der wohl berühmtesten Auto-Film-Verfolgungsjagd der Filmgeschichte in "Bullitt" gefahren hatte: Den legendären Mustang 68, der jahrelang als verschollen galt.

Titel-Bild zur News: Ford Bullitt Original 1968

Gefahren von McQueen: Der original Ford Mustang Bullitt Zoom

Jetzt wurde das originale Fahrzeug in Detroit von Ford bei der Präsentation eines Neuwagens der Öffentlichkeit präsentiert. Für Sean Kiernan erfüllte sich damit ein Traum, an den er einst gemeinsam mit seinem Vater Robert geglaubt hatte.

Der Oldtimer-Krimi

Das Leben geht manchmal verschlungene Wege und die Geschichte des Filmfahrzeugs liest sich wie ein Krimi mit prominenter Besetzung aus der Oldtimer-Szene. Alle spielten mit: Der legendäre Promi (Steve McQueen), der Familienvater (Robert (Bob ) Kiernan), der Erbe (Sean Kiernan), und dessen Arbeitskollege (Casey Wallace).

Mit dabei auch dessen Freund Kameramann (Ken Horstmann), der Ford-Experte (Kevin Marti), der Automobil-Historiker (Mark Gessler), der Markt-Kenner (McKeel Hagerty) und die am Ende traurigen Mitstreiter (Ralph Garcia und Hugo Sanchez). Bevor all diese Personen in Aktion treten, müssen ein paar geschichtliche Details erzählt werden.

Die Mustang-Bullitt-Flmgeschichte

Beim Dreh des Hollywood-Blockbusters "Bullitt", der am 17. Oktober 1968 Premiere hatte, kamen zwei nahezu identische Ford Mustang GT 1968 zum Einsatz für die zehnminütige Szene. Beide hatten das GT-Paket und einen 390 Kubikzoll großen V-8. Sie wurden ästhetisch modifiziert, indem die Abzeichen und Rückfahrscheinwerfer entfernt wurden. Beide Mustangs wurden auf grauen Torq Thrust-Räder verschraubt.

Ein Mustang hatte einen Überrollkäfig und führte die Mehrheit der brutalsten Stunts durch - der sogenannte "Jumper Car", der in den meisten Verfolgungsjagdszenen in den Straßen von San Francisco zu sehen ist. Der "Hero Car" wurde für die Aufnahmen mit Steve McQueen genutzt.

Während der Jumper Car verkauft und angeblich verschrottet wurde, war der Hero Car zunächst verschwunden. Zuletzt war es 1990 in einem Artikel des Magazins "Mustang Illustrated" aufgetaucht. Heute würde man "Fake" dazu sagen und der Besitzer des wirklichen Bullitts hatte sich bei der Chefredaktion anonym gemeldet und belegt, dass er den Original-Wagen besitzt und irgendwo an der Ostküste lebe. Das Rumoren im Internet begann ...

Das Mustang-Bullitt-Familienauto

1974, Road Track Magazin, Kleinanzeigen, Seite 121: "1968 'Bullett' MUSTANG von McQueen in dem Film gefahren ... Kann dokumentiert werden. Bestes Angebot." Familienvater Robert Kiernan erfüllte sich einen Wunsch und kaufte für 6000 Dollar den Mustang, der fortan auf den Straßen New Jersey's zu sehen war. Davor hatte er einem Filmredakteur von Warner Bors gehört und dem Polizisten Frank Marranca, der ihn nach New Jersey gebracht hatte.

Vater Kiernan fuhr den Wagen als Alltagsauto bis er ein Firmenfahrzeug bekam und den Bullitt an seine Frau abtrat. Sie wird zitiert mit "Der Bullitt ist ein Säufer." Nach einem Kupplungsschaden wird der Wagen im Jahr 1980 mit 65.000 Meilen in der Garage abgestellt, wo er lange, lange bleiben sollte. Es folgten mehrere Umzüge der Kiernan-Familie und der Wagen blieb dabei.

Vater Robert und Sohn Sean nahmen sich bei der Ankündigung des Ford Mustang GT-Neuwagens im Jahr 2001 vor, das Fahrzeug an die Öffentlichkeit zu bringen. Schließlich, so fanden sie, sei es amerikanische Geschichte. "Es war an der Zeit unseren Schatz zu teilem", wird Sohn Sean zitiert. Der Wagen sollte gerade soweit fertig gemacht werden, dass er wieder bewegt werden konnte. Den Gedanken, den Steve McQueen in seinem Kaufgesuch erwähnt hatte - dass der Wagen nicht restauriert werden sollte - hatten die beiden nicht vergessen. Der Bullitt war inzwischen 33 Jahre.

Die Idee der Präsentation

Das Schicksal wollte es anders. Robert Kiernan erkrankte an Parkinson, die Familie wuchs und mit ihr die Aufgaben. Der Bullitt nahm nicht mehr den wichtigsten Platz ein im Alltagsleben. 2008, als Ford einen weiteren Mustang GT präsentierte flammte die Idee nochmals auf - aber nichts geschah, weil das Leben seine ganze Aufmerksamkeit forderte.

In einem Gespräch mit seinem Arbeitskollegen Casey Wallace erwähnte Sean Kiernan, dass er einen graugrünen Ford Mustang 68 in der Garage habe. Dessen Freund, Kameramann Ken Horstmann brachte die Sache dann ins Rollen. Das Auto sollte zusammengesetzt werden, um einen Käufer zu finden. Sean erzählt von seiner fünf Monate dauernden Arbeit Anfang 2016: "Ich hatte Angst etwas zu vermasseln." Glücklicherweise war keines der Teile je bearbeitet worden.

Im Mai wurde der nicht fahrtüchtige Wagen in ein Studio von Horstmann transportiert, damit es einem Ford-Experten vorgestellt werden konnte. Kevin Marti gilt in der Oldtimer-Szene als Ford-Guru und unterzeichnete eine Geheimhaltungsvereinbarung bevor er den Wagen zu Gesicht bekam und komplett begeistert war. Marti schildert: "Ich bin hingegangen und dachte mir ... wieder ein Bullitt. Doch es war alles anders und ich dachte Oh Gott, er ist es."

Ein unglaubliches Artefakt

Marti begutachtete jedes Detail. Löcher, die zur Versorgung mit Licht während der Filmaufnahmen für die Kabel gemacht wurden, Träger für Kamerahalterungen und selbst Kleberückstände von Gaffertape mit dem beispielsweise Gurte oder Drähte aus dem Bild gehalten wurden, waren zu finden. "Ein unglaubliches Artefakt."

Horstmann filmte alles und während der SEMA (Specialty Equipment Market Association) 2016 in Lag Vegas wollte man der Ford Motor Company alles präsentieren. Larry Webster ein amerikanischer Fachjournalist wurde einbezogen und stellte die Verbindung zu McKeel Hagerty, seinem Boss her.

Der Eigentümer der Hagerty Insurance Company erkannte: Dieses Fahrzeug muss Teil des National Historic Vehicle Register werden, das bedeutsame Fahrzeuge der USA in der Library of Congress dokumentiert und für die Nachwelt bewahrt. Angetrieben wird dieses großartige Projekt durch Mark Gessler, Präsident der HVA (Historic Vehicle Association). Gleich im März 2017 sollten die detaillierten Foto- und Filmaufnahmen des gefundenen Bullitts gemacht werden in Allentown, Pennsylvania.

Unrestauriert ist wertvoller

Wie aus dem Nichts tauchte im März 2017 die News auf, dass der zweite Bullitt gefunden sei. Karosseriebauer Ralph Garcia und sein Partner Hugo Sanchez hatten den Wagen auf einem Schrottplatz in Mexiko entdeckt. Man kann sich unschwer vorstellen, dass Sean Kiernan einem Herzinfarkt nahe war. Auch Sanchez und Garcia bestellten den Ford-Experten Kevin Marti ein, um ihr Fahrzeug zu begutachten.

Und: es stellte sich heraus, dass auch dieses Fahrzeug eines der beiden Filmautos war. Der "Jumper" trug die VIN Nr. 125558. Umfangreiche Restaurationsarbeiten waren durchgeführt worden, viele Teile erneuert worden. Doch wie wertvoll ist Originalität? Diese Frage stellt genau hier Experte Kevin Marti: "Ein unrestauriertes Auto - und wenn es nur eine Hülle ist - hat mehr Wert. Alles andere ist belanglos"

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