Yamahas Suche nach Satellitenteam: Komplexe Situation hinter den Kulissen

VR46 wird sehr wahrscheinlich mit Ducati weitermachen - Kann Yamaha tatsächlich Pramac von Ducati weglocken? - Paolo Campinoti hält derzeit die Fäden in der Hand

(Motorsport-Total.com) - Mit der Vertragsverlängerung von Fabio Quartararo für die Jahre 2025/26 hat Yamaha eine Weiche für die Zukunft gestellt. Die zweite betrifft ein Satellitenteam. "Wir haben es bereits gesagt, dass es unsere Intention ist, sobald wie möglich wieder vier Motorräder im Feld zu haben", bekräftigt Yamaha-Manager Lin Jarvis erneut gegenüber MotoGP.com. "Nur zwei Motorräder zu haben, ist definitiv ein Nachteil."

Titel-Bild zur News: Lin Jarvis, Massimo Meregalli

Lin Jarvis sucht fieberhaft nach einem neuen Satellitenteam Zoom

Jarvis wird sich nach mehr als 25 Jahren am Ende der Saison aus dem Werksteam zurückziehen. Seine letzte große Aufgabe ist es derzeit, wieder ein Satellitenteam zu finden. Im Idealfall schon ab der kommenden MotoGP-Saison.

"Wir arbeiten daran, es gibt viele Gespräche. Sie sind vertraulich, weshalb ich nichts darüber sagen kann. Ich kann heute nur sagen, dass unsere Pläne gleich geblieben sind. Wir sind optimistisch, dass wir erfolgreich sind und sobald wie möglich ein zweites Team haben werden."

Dazu muss Jarvis eines der Ducati-Satellitenteams überzeugen, zu Yamaha zu wechseln. Seit langem wird VR46 als Kandidat Nummer 1 gehandelt. Denn Valentino Rossi ist auch heute noch offizieller Yamaha-Markenbotschafter.

Es zeichnet sich aber ab, dass VR46 nur noch einen Schritt von einem neuen Ducati-Vertrag für 2025/26 entfernt ist, sogar mit der Option für weitere Jahre. Das Angebot von Ducati erfüllt fast alle Wünsche und Forderungen des Teams aus Tavullia.

"Yamaha ist mein zweites zu Hause", erinnert Teamchef Alessio "Uccio" Salucci an seine vielen Jahre mit Rossi bei der blauen Marke. "Aber sie müssten uns ein konkurrenzfähigeres Motorrad anbieten." Denn das ist für VR46 der Knackpunkt.

Alessio Uccio Salucci

Alessio Salucci wird voraussichtlich bald den Vertrag mit Ducati verlängern Zoom

"Die Ducati ist ein großartiges Motorrad mit sehr guter Performance. Das schulden wir unseren Partnern. Ein Wechsel wäre nicht einfach", hält Salucci fest. Das einzige Aber ist die Tatsache, dass VR46 für die kommenden beiden Jahre nur das Vorjahresmodell bekommen wird.

Zumindest ist das der Stand der Dinge. Da VR46 für Yamaha praktisch keine Möglichkeit mehr darstellt, hat sich der Fokus auf Pramac gerichtet. Das italienische Sky hat vor Austin über Gerüchte bezüglich einer eventuellen Partnerschaft zwischen Pramac und Yamaha berichtet.

Wie entscheidet sich Pramac-Chef Paolo Campinoti?

Pramac-Teamchef Paolo Campinoti hat die Option, seinen Vertrag mit Ducati um zwei weitere Jahre zu verlängern. Sollte er unterschreiben, dann würde Pramac auch in den kommenden beiden Jahren das Privileg haben, die gleichen Motorräder wie das Werksteam zu erhalten.

Allerdings würde diese Exklusivität Ende 2026 enden, da Ducati trotz der Erfolge das Investment mittelfristig etwas reduzieren möchte. Diese "Degradierung" wäre für Campinoti emotional vermutlich schwierig zu akzeptieren.

Auf der anderen Seite ist die Desmosedici konkurrenzfähiger als die M1. "Ehrlich gesagt, wir wissen nicht, wie sich Pramac entscheiden wird", hieß es in Austin aus dem Ducati-Lager. Dass Pramac überlegt, sorgt für Verwunderung.

Paolo Campinoti

Paolo Campinoti hält derzeit die wichtigsten Fäden in den Händen Zoom

Ein Markenwechsel wäre für den italienischen Rennstall kein einfaches Unterfangen. Denn Ducati investiert und stellt viele Ressourcen für Pramac zur Verfügung. Denn prinzipiell ist Pramac ein kleines Team mit überschaubaren Ressourcen und auch personell stark von Ducati abhängig.

Laut Informationen der spanischen Edition von Motorsport.com, einer Schwesterplattform von Motorsport-Total.com im Motorsport Network, hat Pramac noch Zeit für eine Entscheidung. Bis nach der Sommerpause hätte man Zeit, die Option für Ducati zu ziehen.

Aber eine Entscheidung könnte schon früher fallen. "Es gibt keine harte Deadline, aber ich denke, der späteste Zeitpunkt wäre Mugello", hält Jarvis fest. "Also vor Mugello sollte alles sortiert sein." Der Grand Prix von Italien findet vom 31. Mai bis 2. Juni statt.

"Die harte Deadline, wenn man über zukünftige Pläne und Investments spricht - man muss das mehr oder weniger im Juni wissen." Dass Jarvis außerdem explizit Mugello nennt, ist interessant, weil es das Heimrennen von Pramac und von Ducati ist. Oft gibt es dort offizielle Verkündungen.

Ist Gresini bei Pramac-Absage eine Option für Yamaha?

Sollte sich Pramac tatsächlich für Yamaha entscheiden, dann würden die beiden Werksmaschinen womöglich im nächsten Jahr an VR46 gehen - oder je eine an VR46 und an Gresini. Sollte Campinoti anhand der Erfolge Ducati treu bleiben, dann müsste sich Yamaha umorientieren.

Dann müsste Jarvis versuchen, Gresini für sich zu gewinnen. Gleichzeitig versucht der Rennstall um Nadia Padovani für das nächste Jahr von Ducati zumindest ein aktuelles Werksmotorrad zu bekommen. Denn das könnte Marc Marquez für einen Verbleib überzeugen.

Marc Marquez, Alex Marquez

Welche Rolle könnte noch Nadia Padovani und das Gresini-Team spielen? Zoom

Es ist richtig, dass Gresini einen Vertrag mit Ducati bis Ende 2025 hat. Aber es gibt eine Ausstiegsklausel, die mit einer Abfindungssumme verbunden ist. Es bleibt abzuwarten, ob Yamaha bereit wäre diesen Preis zu bezahlen, um wieder vier Motorräder im Feld zu haben.

Alles hängt derzeit an Pramac. Auch Ducati muss auf die Entscheidung von Campinoti warten, damit man weiß, ob im nächsten Jahr Fermin Aldeguer (wie geplant) bei Pramac platziert werden kann, oder ob er Teamkollege von Francesco Bagnaia wird.

Erst diese Entscheidungen werden einen Dominoeffekt für das Fahrerkarussell auslösen, denn bis dahin hängt zum Beispiel auch Jorge Martin in der Warteschleife, ob überhaupt sein gewünschter Platz im Ducati-Werksteam frei wäre.

"Es gibt einige Gespräche, wir sprechen mit VR46 und mit Pramac", sagte Ducati-Sportdirektor Mauro Grassilli zuletzt in Austin bei MotoGP.com. "Unser Ziel ist es, die gleiche Situation in der Zukunft zu haben. Mein Ziel ist es, im nächsten Jahr Pramac und VR46 zu haben."

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