Viele Verletzungen: MotoGP-Fahrer denken an Reduzierung der Sprints

Bei keinem Grand Prix standen alle MotoGP-Stammfahrer am Start - Das neue Format ist für die Fahrer anstrengend - Reduzierung der Sprints als Wunsch deponiert

(Motorsport-Total.com) - In der MotoGP-Saison 2023 gab es so viele Rennen wie noch nie zuvor. Inklusive der Sprints waren es 39. Aber bei keinem Grand Prix standen alle Stammfahrer am Start. Die Liste der Verletzungen war ebenfalls lang. Das Fazit der Fahrer fällt deshalb gemischt aus. Es gibt einige kritische Stimmen, dass alles zu viel geworden ist.

Titel-Bild zur News: MotoGP Start

Es gibt so viele MotoGP-Rennen wie nie zuvor Zoom

"In Bezug auf die Sicherheit hat dieses neue Format nicht funktioniert", findet Joan Mir. "Daran sollte man arbeiten." Denn das neue Format sorgt auch dafür, dass die Fahrer schon am Freitag ihr volles Potenzial abrufen müssen und es kaum Zeit gibt, sich in Ruhe vorzubereiten.

"Für mich sind Sprints fantastisch", lacht Jorge Martin, der die meisten davon gewonnen hat. "Aber für mich ist der Sprint körperlich sogar anstrengender als das Sonntagsrennen. Wenn man am Samstag ein Rennen hat, muss man schon ab Freitag voll attackieren."

"Manchmal ist man dafür noch nicht bereit. Deshalb gab es so viele Stürze. Wenn es mehr Starts gibt, steigt das Risiko. Die einzige Lösung wäre eine Reduktion [der Rennen]." Die hohe Anzahl bereitet den Fahrern Sorgen. Denn 2024 stehen 22 Wochenenden im Kalender.

"Ich denke, Sprintrennen sind recht gut", meint Weltmeister Francesco Bagnaia. "Aber vielleicht wäre es besser, wenn man die Anzahl der Sprints etwas reduziert. Mit mehr Rennen gibt es natürlich mehr Möglichkeiten für Stürze und Verletzungen."

"Je mehr Rennen wir fahren, desto höher wird die Prozentzahl der Verletzungen." Obwohl in der abgelaufenen Saison mehr Fans die Rennen besucht haben als 2022, ist es für die Promotion auch nicht optimal, wenn laufend Stammfahrer fehlen.

"Sprints sind gut für die Show und sie können auch interessanter als das Hauptrennen sein", findet Marc Marquez. "Aus meiner Sicht sind die Hauptrennen zu lang. In der Mitte des Rennens gibt es Runden, in denen gar nichts passiert. Sprints sind besser."


Fotostrecke: Hohe Ausfallquote: Die Verletzten der MotoGP-Saison 2023

"Aber für die Fahrer ist es viel zu anstrengend - 22 Rennen plus Sprints. Die meisten Fahrer wünschen sich, dass es nur bei der Hälfte der Rennen Sprints gibt. Aber es sieht danach aus, dass wir auch im nächsten Jahr überall Sprints haben."

"Man muss aber verstehen, wie viele Verletzungen es in diesem Jahr in den Sprints gegeben hat - vor allem in den ersten Runden, weil jeder voll attackiert, weil es später kaum noch Chancen gibt, seine Position zu verbessern."

Aleix Espargaro äußert deutliche Kritik

Ein klarer Gegner des neuen Formats ist Routinier Aleix Espargaro: "Mir gefallen der Zeitplan und der Kalender nicht. Klar, meine Freunde, die große MotoGP-Fans sind, würden es am liebsten sehen, wenn wir an jedem Wochenende fahren und am besten gleich drei Rennen pro Wochenende."

"Natürlich würde es ihnen gefallen, weil sie zu Hause am Sofa sitzen. Aber wo ist das Limit? Die vielen Verletzungen sind kein Zufall. Wenn das jemand sagt, dann ist er ein Idiot. In jeder einzelnen Sitzung der Sicherheitskommission verlangen alle Fahrer eine Reduktion der Sprints."

"Ich verstehe natürlich auch die Position der Meisterschaft. Sie sagen, dass sich die Anzahl der Fans auf den Tribunen gesteigert hat und sie glauben, das liegt an den Sprints." Bei einigen Rennen waren die Samstage etwas besser besucht als im Vorjahr.

"Wenn sie mir sagen, dass ich im nächsten Jahr 25 Rennen fahren muss, weil sich dadurch die Zuschauerzahlen verdreifachen werden, dann würde ich es tun, weil ich diesen Sport liebe", so Espargaro, der aber zweifelt: "Aber ich bin mir nicht sicher, ob das die Lösung ist."

"Außerdem sind wir keine Maschinen. Ich habe ein sehr gutes Leben. Ich reise am Donnerstag mit dem Privatjet an. Aber meine Mechaniker kommen am Dienstag und fliegen am Montag heim. Sie verdienen nichts. Wir müssen eine Balance finden."

Sturz: Enea Bastianini, Marco Bezzecchi, Alex Marquez

In Barcelona löste Enea Bastianini einen Startunfall aus und verletzte sich Zoom

Aber könnte nicht bei so vielen Rennen im Jahr auch bei den Fans ein Übersättigungspunkt überschritten werden? "Niemand hat die richtige Antwort, um die Meisterschaft zu verbessern", meint Espargaro.

"Ich bin mit dem Zeitplan und dem Kalender nicht einverstanden, aber ich sehe auch, dass die Dorna etwas versucht, um die Situation zu ändern. Sie versuchen Sachen, um die Meisterschaft besser zu machen."

Viele Fahrer sprechen sich dafür aus, dass die Anzahl der Sprints reduziert werden könnte, wo es Sinn machen würde. "Valencia ist das Saisonfinale. Die Tribünen sind dort immer voll", verweist Fabio Quartararo. "Deshalb denke ich nicht, dass es dort ein zusätzliches Rennen braucht."

Dieser Meinung schließt sich Franco Morbidelli an: "Sprints an jedem Wochenende sind hart. Das macht nicht einmal die Formel 1. Und dort sitzen sie in einem Auto. Bei uns ist es viel anstrengender, gefährlicher und riskanter. Sprint sollten reduziert werden."

Motorräder ein Grund für viele Verletzungen?

Johann Zarco hat einen etwas anderen Gedanken als einige seiner Kollegen. Er sieht das neue Format nicht als Hauptursache für die zahlreichen Verletzungen, sondern einen anderen Grund: "Die Verletzungen könnten auch am Motorrad liegen."

"Die Beschleunigungs- und Bremsphase haben sich stark verbessert. In den Kurven kann man kaum noch einen Unterschied machen. Es liegt mehr am Technischen Reglement als am Format des Wochenendes", glaubt der Franzose.

"Man hat den Stress an jedem Wochenende gespürt. Wenn man in einer Kurve nicht drei Plätze gutmacht, dann ist das Rennen vorbei. Es wird immer Fahrer geben, die das probieren. Gelingt es, dann ist man der Held. Aber meistens endet es mit Verletzungen."

Luca Marini, Pol Espargaro, Stefan Bradl

Der Startunfall in Indien war nicht der einzige in der Saison Zoom

Zarco ärgert zudem, dass ein Rennen angesichts der Anzahl nichts mehr Besonderes ist: "Wenn man so viele Starts macht, dann ist es nicht mehr dieser einzigartige Moment, wenn man nur 15 Rennen pro Saison hat. Ein Sonntagsrennen war einzigartig."

"Aber im Leben wird alles normal. Jetzt ist das auch mit einem MotoGP-Rennen der Fall." Derzeit ist nicht absehbar, dass sich für das nächste Jahr etwas ändern wird. Es wird inklusive der Sprints 44 MotoGP-Rennen geben - so viele wie nie zuvor in einer Saison.

"Diese Saison war für alle neu", sagt Dorna-Sportdirektor Carlos Ezpeleta. "Am Ende haben die Teams und Fahrer die Wochenenden besser gemanagt. Wir möchten an allen Wochenenden das gleiche Format haben, wenn man an die Fans und das Fernsehen denkt."

"Denn die Zahlen waren beeindruckend. Im Vergleich zu Sonntag ist der Sprint eine andere Strategie. Wir haben oft an einem Wochenende unterschiedliche Sieger gesehen. Wir werden mit den Teams sprechen, aber unser Ziel ist es, so weiterzumachen.