• 24.11.2023 19:30

  • von Gerald Dirnbeck, Co-Autoren: Lewis Duncan, Megan White

Viele Stürze am Trainingstag in Valencia: Fahrer nennen mehrere Gründe

Kühle Temperaturen, neuer Asphalt, Reifen, Druck des neuen Zeitplans - Die Fahrer nennen verschiedene Gründe für das Crashfestival am Freitag in Valencia

(Motorsport-Total.com) - Klassenübergreifend gab es am Trainingstag für den Grand Prix von Valencia 27 Stürze. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr, als am Freitag 18 gezählt worden sind. Seit damals wurde der Circuit Ricardo Tormo neu asphaltiert. Allerdings findet das Rennen so spät im Jahr wie noch nie zuvor statt, nämlich Ende November.

Titel-Bild zur News: Jack Miller

Klassenübergreifend wurden am Freitag ganze 27 Stürze gezählt Zoom

Im Vormittagstraining der MotoGP wurden lediglich neun Grad Celsius Asphalttemperatur gemessen. Am Nachmittag kletterte dieser Wert immerhin auf 26 Grad. Im zweiten Training wurde auch der Rundenrekord unterboten, der noch aus dem Jahr 2016 stammte.

"Es gibt mehr Grip. Aber wenn man mehr Grip spürt, geht man ans Limit und will noch etwas mehr finden", meint Pol Espargaro, der am Nachmittag gestürzt ist. "Dann passieren Stürze. Es sieht nach einer einfachen Strecke aus, aber es gibt auch kritische Kurven. Es ist technisch anspruchsvoll."

Durch die Bank bestätigen die Fahrer, dass der neue Asphalt guten Grip bietet. Aber: "Neben der Ideallinie sieht es etwas schmutzig aus. Man spürt dort, dass das Vorderrad einklappen will", sagt Alex Rins, den es am Vormittag in Kurve 1 erwischt hat.

Der Rückkehrer bestätigt zudem, dass sein rechtes Bein nach dem Sturz in Ordnung war. Trotzdem spürte Rins noch etwas Schmerzen. Dessen Einschätzung stimmt auch Luca Marini zu: "Man versteht bei diesem neuen Asphalt nicht, ob es viel oder wenig Grip gibt."

Der Italiener stürzte am Nachmittag ebenfalls in Kurve 1. Er führt das auf einen Fahrfehler zurück, weil er "um fünf Meter zu spät" gebremst hat. Das Zusammenspiel zwischen neuem Asphalt, den Reifen und der Temperatur spielte dennoch für einige Zwischenfälle eine Rolle.

"Es ist nicht ideal, denn die Wahl des Vorderreifens wird entscheidend sein", meint Fabio Quartararo. "Die Saison geht so spät zu Ende. Wir sitzen nicht in Autos und sehen viele Stürze. Es ist bemerkenswert, dass sich niemand verletzt hat."

Trotzdem glaubt der Franzose nicht, dass Müdigkeit nach der langen Saison der Grund für die Stürze ist: "Vielleicht hat es etwas mit der Temperatur zu tun, obwohl es am Nachmittag nicht zu kühl war. Aber im Wind ist es frisch und der Reifen kann rasch auskühlen."

Im Nachmittagstraining ist auch Augusto Fernandez in Kurve 14, der Zielkurve, zu Boden gegangen. Er denkt, dass die Temperatur im Reifen eine Rolle spielt: "Für den harten Vorderreifen ist die Temperatur etwas am Limit."

"Aber mit dem mittleren ist die Performance auf der linken Flanke nicht so gut. Deshalb muss man das Risiko eingehen und den harten Reifen nehmen", so der Rookie. Maverick Vinales, der die Bestzeit aufgestellt hat, ergänzt: "Der harte Vorderreifen ist für die Rennen die einzige Option."

Drei Stürze sind am Ausgang von Kurve 8 Richtung Kurve 9 passiert. Joan Mir, Takaaki Nakagami und Marco Bezzecchi schlugen dort im Kiesbett mehrere Purzelbäume. Mir musste anschließend für weitere Untersuchungen nach Valencia in ein Krankenhaus gebracht werden.

Am Nachmittagstraining nahm der Honda-Fahrer nicht teil. Samstagmorgen wird entschieden, ob Mir weiterfahren kann. Das Problem war, dass es dort im Kiesbett eine leichte Stufe gibt. Die Überschläge der Fahrer haben erst dort begonnen.

"Wir müssen darüber in der Sicherheitskommission sprechen", hält Bezzecchi fest, der auch zugibt: "Es hat ein paar Momente gedauert, bis ich wieder wusste, wo ich war. Aber es ist alles okay. " Auch Nakagami wurde an dieser Stelle ordentlich durchgeschüttelt.

"Im Asphalt ist eine Stufe. Ich habe das gespürt. Unser Motorrad wurde dabei komplett zerstört. In der Sicherheitskommission werden wir vorschlagen, dass man das Kiesbett dort glättet", stimmt Nakagami dem Italiener zu.

Am Ende des Nachmittagstrainings hatte Jack Miller innerhalb von einer Viertelstunde gleich zwei Stürze. Der Australier blieb unverletzt und klagte nur über leichte Schulterschmerzen. Es waren Stürze bei seinen Qualifying-Versuchen.

Trotz der diversen Ursachen für die Stürze hat Pol Espargaro auch eine pragmatische Erklärung parat: "Es ist eine Kombination zwischen der Strecke, dem neuen Asphalt, den Reifen und den Temperaturen."

"Wir haben das auch in den kleinen Klassen gesehen. Am Nachmittag haben alle das Limit ausgelotet und es sind Stürze passiert. Aber das ist unser Job. Wir müssen den richtigen Kompromiss finden."

Trotzdem gibt Pol Espargaro zu bedenken: "Es stimmt auch, dass der Zeitplan nicht viele Möglichkeiten bietet, das Motorrad optimal abzustimmen. Dann muss man mit einem Motorrad attackieren, das nicht optimal eingestellt ist. Dann passieren Stürze, weil man noch nicht bereit ist."

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