Oldschool-Fahrstil von Aleix Espargaro: "Vorteile größer als man denken würde"

Im Vergleich zu den jungen Fahrern lehnt sich Aleix Espargaro nicht so stark neben das Motorrad - Das kann bei der Belastung der Reifen auch Vorteile haben

(Motorsport-Total.com) - Mit 34 Jahren ist Aleix Espargaro der älteste Stammfahrer im MotoGP-Feld. Als er Ende August 2009 in Indianapolis sein erstes Rennen in der Königsklasse bestritten hat, war zum Beispiel Pedro Acosta erst fünf Jahre alt. Aus dem damaligen Fahrerfeld ist nur noch Dani Pedrosa mit seinen vereinzelten Wildcard-Auftritten dabei.

Titel-Bild zur News: Aleix Espargaro

Aleix Espargaro pflegt eher einen Oldschool-Fahrstil Zoom

Seit damals hat sich die MotoGP stark verändert. Das betrifft nicht nur die Motorräder, sondern auch die Fahrstile. Marc Marquez hat den neuen Stil mit extremem Hanging-Off mit dem Ellbogen am Boden geprägt, der auch von jungen Fahrern übernommen wurde.

Im Vergleich dazu fährt Espargaro eher mit einem Oldschool-Fahrstil, denn er lehnt sich nicht so stark neben das Motorrad und fährt nicht die extremsten Schräglagen. Er betonte auch immer, dass man die Aprilia nicht körperbetont um die Kurve zwingen darf.

"In den vergangenen zwei Jahren haben wir analysiert, was die Vor- und Nachteile sind, wenn man so wie ich fährt", meint der Routinier. "Der Einfluss auf die Reifen ist recht groß. In manchen Bereichen stärker, in anderen schwächer."

Im Aprilia-Team arbeitet seit einiger Zeit Matteo Baiocco als Riding-Coach. Der Italiener war früher in der Superbike-WM aktiv. 2016 ist er in dieser Serie seine letzten Rennen gefahren. Dreimal hat er die italienische Superbike-Meisterschaft gewonnen.

"Matteo analysiert alles und macht viele Videos. Wir sprechen viel darüber. In vielen Punkten sind meine Vorteile größer - mehr als man denken würde", sagt Espargaro. Das gilt zum Beispiel für eine Strecke wie Barcelona, wo die Gripverhältnisse traditionell niedrig sind.

"Wenn man in bestimmten Aspekten etwas weniger Gewicht auf den Reifen ausübt, dann belastet man den Reifen nicht so stark", lautet sein Erfolgsgeheimnis für diese Strecke. Im Vorjahr hat Espargaro in Barcelona den Sprint und den Grand Prix gewonnen.

Aleix Espargaro

Im Vergleich zu den jüngeren Fahrern lehnt sich Espargaro nicht so stark neben das Bike Zoom

Außerdem spielt die Aerodynamik auch beim Kurvenverhalten eine immer größere Rolle: "Heutzutage muss man nicht mehr mit dem Helm den Boden berühren, weil die Motorräder viel Anpressdruck erzeugen. Sie sind dadurch einfacher zu fahren."

Trotzdem meint Espargaro: "Es ist nicht der schönste Fahrstil, aber er ist effektiv." Im Vergleich zu seinen jüngeren Markenkollegen fühlt er sich weiterhin konkurrenzfähig. Deshalb sagt er lachend: "Also ist mein Fahrstil nicht so schlecht!"

Vertrauen zwischen Ingenieuren und Fahrern am wichtigsten

Seit 2017 fährt der Spanier nun für Aprilia. Es ist sein Team. Ein Markenwechsel kam für ihn in den vergangenen Jahren nicht infrage. Denn es geht auch um die menschliche Komponente. Espargaro und sein Team kennen sich gut und verstehen sich blind.

"Am wichtigsten ist für mich das Vertrauen zwischen Ingenieuren und Fahrer. Wenn man an einem Tag nicht schnell genug ist, dann macht es keinen Sinn, wenn man das Motorrad beschuldigt. Man muss sagen, dass das Motorrad sehr gut war, aber ich nicht schnell war."

"Wenn im Qualifying das Motorrad fantastisch war, aber ich viele Fehler gemacht habe, dann muss ich das sagen", betont Espargaro. "Es geht um diese Verbindung. Man muss klar und fair sein." Denn das sorgt für Vertrauen in wichtigen Momenten.

Aleix Espargaro

Das Aprilia-Team hat sich zum zu Hause für Aleix Espargaro entwickelt Zoom

"Wenn ich in einem Meeting zu Romano [Albesiano] sage, dass zum Beispiel das Motorrad hüpft und er das nicht in den Daten sieht, dann glaubt er mir und wir werden daran arbeiten, das zu beheben. Das Vertrauen zwischen Ingenieuren und Fahrern ist deshalb am wichtigsten."

"Denn wenn man einen Grund nennt, dann glauben sie dir. Es braucht Zeit, bis man diese Verbindung aufgebaut hat. Es wäre unmöglich, eine bessere Beziehung zu haben, denn ich bin schon lange hier und sie vertrauen mir."

Auch in Zukunft wird Espargaro in der Aprilia-Familie bleiben. Entweder fährt er auch im nächsten Jahr weiter, oder er wechselt in die Rolle des Testfahrers. Denn für das neue Reglement ab 2027 ist ein Testfahrer mit viel Erfahrung gefragt.

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