Mugello-Auftakt: Vinales-Sturz und Crutchlow-Bestzeit

Cal Crutchlow schiebt sich am Freitag an die Spitze, Jonas Folger starker Dritter - Weltmeister Marc Marquez und Valentino Rossi außerhalb der Top 10

(Motorsport-Total.com) - Nachdem die MotoGP-Piloten an den vergangenen Rennwochenenden immer bei wechselhaften Bedingungen Erfahrungen sammeln mussten, spielte das Wetter beim Trainingsauftakt in Mugello voll und ganz mit. Bei blauem Himmel und Sonnenschein konnten sich die 24 Piloten in den beiden ersten Freien Trainings intensiv mit den Abstimmungen ihrer Maschinen befassen. Die Zeiten lagen eng beieinander, doch die Reihenfolge wurde durch die verschiedenen Reifenmischungen stark verfälscht.

Titel-Bild zur News: Cal Crutchlow

Finale Attacke: Cal Crutchlow lag vor seiner Bestzeit außerhalb der Top 10 Zoom

Am Vormittag benötigte Ducati-Werkspilot Andrea Dovizioso 1:47.394 Minuten für seine schnellste Runde, doch der Italiener steigerte sich im zweiten Freien Training nicht und verlor wenige Minuten vor dem Ende der Session die Tagesbestzeit an seinen ehemaligen Teamkollegen Cal Crutchlow, der mit seiner LCR-Honda wenige Tausendstelsekunden schneller war als "Dovi" am Vormittag.

Hinter Crutchlow und Dovizioso folgten am Nachmittag die beiden Tech-3-Yamahas von Jonas Folger und Johann Zarco. Folger verlor gerade einmal 0,178 Sekunden auf die Tagesbestzeit und hinterließ einen starken Eindruck. Teamkollege Zarco gehörte zu den sieben Fahrern, die im ersten Freien Training schneller waren als im zweiten. In der Tageswertung rutschte der Franzose auf Position sechs ab.

Michele Pirro nutzt Heimvorteil

Für eine Überraschung sorgte Ducati-Testpilot Michele Pirro, der seine Streckenkenntnis in Mugello nutzte und am Vormittag die zweitschnellste Zeit fuhr. Bei den heißeren Bedingungen am Nachmittag konnte sich der Italiener nicht steigern, doch mit Platz vier nach den beiden ersten Trainings dürfte Pirro mehr als zufrieden sein.

WM-Leader Maverick Vinales sorgte im Nachmittagstraining für eine Schrecksekunde, als er mit seiner Yamaha M1 etwas zu weit auf den Randstein kam und das Vorderrad verlor. Im Kies überschlug sich der Spanier mehrfach und musste danach erst einmal in Ruhe Luft holen. Seine Zeit vom Vormittag konnte Vinales im zweiten Training nicht verbessern. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Piloten verzichtete er darauf, Runden mit den weichen Reifen zu drehen. Deshalb dürfte der fünfte Platz in der Tageswertung für Vinales ein gutes Ergebnis sein.

Und auch Weltmeister Marc Marquez verzichtete am Freitag auf die weichen Reifenmischungen. Der Spanier blieb mit seiner Werks-Honda unauffällig und wurde auf Position 13 gewertet. Auf die Spitze verlor der Titelverteidiger aber nur sechs Zehntelsekunden. Honda-Teamkollege Dani Pedrosa beendete den ersten Trainingstag auf Position sieben.

Valentino Rossi hält sich zurück

Nicht allzu sehr in Szene setzte sich Lokalheld Valentino Rossi. Der Italiener lag sogar lange Zeit außerhalb der Top 15 und steigerte sich am Ende des zweiten Freien Trainings auf Position 14. Mit 0,635 Sekunden Rückstand lag Rossi nicht allzu weit zurück, doch die geringen Abstände bescherten dem erfolgsverwöhnten Routinier keine gute Platzierung. Außerdem kämpfte der Yamaha-Pilot mit den Nachwehen seines Motocross-Unfalls, bei dem er sich im Brust- und Bauchbereich verletzte. Nach den Stints zog Rossi ein schmerzverzerrtes Gesicht und wirkte nicht so fröhlich wie sonst.

Positiver verlief der Trainingsauftakt für die privaten Ducati-Piloten Hector Barbera und Alvaro Bautista, die es mit ihren 2016er-Desmosedicis in die Top 10 schafften. Barbera fand in Mugello zu alter Stärke und hatte weniger als dreieinhalb Zehntelsekunden Rückstand. Bautista war nur wenige Tausendstelsekunden langsamer und führte die Wertung im zweiten Training sogar phasenweise an. Ducati-Markenkollege Jorge Lorenzo komplettierte die Top 10 dank seiner guten Vormittagszeit. Am Nachmittag konnte er sich nicht verbessern.

Reichlich Arbeit hatten die Mechaniker des Gresini-Aprilia-Teams, denn Aleix Espargaro und Sam Lowes warfen ihre Motorräder am Nachmittag beinahe zeitgleich in den Kies und verloren dadurch wertvolle Trainingszeit. Schlussendlich landeten die Aprilia-Piloten am Freitag außerhalb der Top 15 auf den Positionen 16 und 20.

KTM außerhalb der Top 20

Ebenfalls Luft nach oben hat KTM. Pol Espargaro verlor als 22. mehr als zwei Sekunden und war etwa eine Zehntelsekunde schneller als Teamkollege Bradley Smith. Zur Ducati von Karel Abraham auf Position 21 fehlten sechs Zehntelsekunden, was in Mugello am Freitag dem Abstand von Platz eins bis Platz 13 gleichkam.

"Das ist für uns eine komplett neue Strecke mit den Grand-Prix-Fahrern. Und es ist nicht einfach auf jeder Strecke Fortschritte zu machen", kommentiert Mike Leitner im Gespräch mit 'Eurosport'. "Aber man muss jetzt erst einmal die Trainings abwarten, ruhig bleiben und Settings ausprobieren. Wir sind sicher noch weit davon entfernt und werden sehen, wo wir morgen nach dem vierten Training stehen."

"Wir haben verschiedene Reifenmischungen probiert, von denen manche nicht so funktionieren, wie wir es uns erhoffen. Uns fehlen natürlich die Kilometer und die Runden auf der Strecke. Wir müssen heute eine gute Analyse machen und für morgen dann die richtigen Schritte setzen", bemerkt Leitner nach dem enttäuschenden Auftakt. Lediglich Suzuki-Ersatzpilot Sylvain Guintoli war am Freitag langsamer als die beiden Werks-KTMs.


Fotos: MotoGP in Mugello


Weiter geht es am Samstag mit dem dritten Freien Training um 9:55 Uhr. Die Wetteraussichten sind gut, weshalb die Fahrer am Freitag nicht alles riskierten, um in die Top 10 zu fahren, damit sie sich den Umweg über das Q1 ersparen können. Es ist zu erwarten, dass die Rundenzeiten am Samstagvormittag weiter fallen.