MotoGP-Wildcard: WSBK-Champion Alvaro Bautista so stark wie Dani Pedrosa?

Alvaro Bautista spricht vor seinem MotoGP-Gaststart in Sepang über die Ducati Desmosedici, die Leistungen von Dani Pedrosa und seine eigenen Erwartungen

(Motorsport-Total.com) - Ducati belohnt Superbike-Weltmeister Alvaro Bautista am Wochenende mit einer MotoGP-Wildcard für seine Erfolge in der seriennahen Meisterschaft. Bautista mischt sich beim Grand Prix von Malaysia in Sepang unter die GP-Piloten und zieht mit seinem Einsatz großes Interesse auf sich.

Titel-Bild zur News: Alvaro Bautista

Alvaro Bautista mischt sich am Wochenende unter die MotoGP-Piloten Zoom

Ducati und Bautista nehmen den Gaststart ernst. Bereits drei Mal konnte der amtierende WSBK-Champion mit dem MotoGP-Bike testen. Zudem stellt ihm Ducati gleich zwei Crewchiefs zur Verfügung.

"Ich habe keine Erwartungen, was das Ergebnis angeht", bemerkt Bautista und versucht, sich keinen Druck zu machen: "Ich will einfach nur Spaß haben und ein gutes Gefühl für das Motorrad aufbauen."

Bei den Tests fuhr Bautista gute Rundenzeiten. "Ein Rennwochenende ist etwas anderes als ein Test, bei dem man Schritt für Schritt schneller wird", warnt der Spanier, der sich bewusst für Sepang entschieden hat: "Der Kurs ist wirklich anspruchsvoll, aber ich mag ihn sehr. Wichtig ist, so schnell wie möglich ein gutes Gefühl für das Motorrad aufzubauen."

Wird Dani Pedrosa für Alvaro Bautista zur Referenz?

Die guten Ergebnisse von KTM-Testpilot Dani Pedrosa bei den Wildcards in Jerez und Misano sorgen für eine gewisse Erwartungshaltung. Pedrosa scheiterte nur knapp am Podium, als er beim MotoGP-Event in Misano seinen zweiten Einsatz des Jahres absolvierte.

Dani Pedrosa

Dani Pedrosa holte bei seinen MotoGP-Stars in Misano vierte Plätze Zoom

"Es ist schön, Dani auf diesen Positionen zu sehen. Doch für mich ist es nicht gut (lacht; Anm. d.Red.)", scherzt Bautista. "Es setzt mich stärker unter Druck. Doch die Situation ist nicht zu vergleichen."

"Dani hat sehr viele Erfahrungen mit der KTM und war in Misano richtig schnell. Sicher fehlen ihm die Erfahrungen aus den Rennen. Ich denke, er hätte noch besser abschneiden können. Doch es ist schwierig, wenn man keine Rennen mehr fährt und dann auf die anderen Fahrer trifft. Bei mir ist es komplett anders", stellt Bautista fest.


Fotos: MotoGP: Grand Prix von Malaysia (Sepang) 2023


"Ich habe den Speed in den Rennen, doch mir fehlen die Erfahrungen mit diesem Motorrad. Aus diesem Grund ist es wichtig so schnell wie möglich Erfahrungen mit diesem Motorrad aufzubauen", erklärt der Superbike-Weltmeister.

Eine Wiederholung des Erfolgs von Troy Bayliss in der Saison 2006 dürfte schwierig sein. "Es war eine andere Zeit", vergleicht Bautista. "Damals gab es noch keine Einheitsreifen. Sie haben unterschiedliche Reifen verwendet. Jetzt ist es ziemlich unmöglich, das zu schaffen, was Troy 2006 erreicht hat. Das Niveau ist in dieser Klasse ziemlich hoch."

Alvaro Bautista

Alvaro Bautista testete die Ducati Desmosedici drei Mal Zoom

"Selbst wenn man bei der Rundenzeit nah dran ist, kann man weit zurückliegen. Hier fahren 20 Fahrer innerhalb einer Sekunde", kommentiert Bautista, der von 2010 bis 2018 in der Königsklasse fuhr. In seiner finalen Saison pilotierte er eine Ducati. Doch seit 2018 hat sich viel getan.

Alvaro Bautista ist kein Fan der modernen MotoGP-Bikes

Die MotoGP hat sich stark verändert. "In meiner finalen MotoGP-Saison fuhr ich ein Satelliten-Bike. Es gab große Unterschiede zur Werksmaschine. Als ich in Australien als Ersatz für Lorenzo fuhr, spürte ich große Unterschiede", erinnert sich Bautista.

"Der Unterschied ist jetzt noch größer auf Grund der Aerodynamik und der vielen Devices. Mein Gefühl ist, dass der Fahrer weniger Einfluss hat", grübelt Bautista. "Die Abstimmung der Elektronik und die Aerodynamik sind entscheidend."

Alvaro Bautista

Aero, Devices & Co: Alvaro Bautista mag die MotoGP-Hilfsmittel nicht Zoom

"Man hängt stärker vom Motorrad als vom eigenen Talent ab, was für den Fahrer nicht gut ist. Doch ich verstehe, dass die Werke hier die besten Motorräder haben wollen. Deshalb wird intensiv entwickelt", zeigt Bautista Verständnis.

"Ich als Fahrer bin aber nicht so richtig happy, all diese Vorrichtungen zu haben, die einem beim Fahren helfen. Ich bevorzuge es, das Motorrad mit der Hand und dem Körper zu dirigieren, was bei diesen Motorrädern schwieriger ist", bedauert der Routinier.

Alvaro Bautista

Alvaro Bautista brachte WSBK-Crewchief Giulio Nava mit nach Malaysia Zoom

In der Box der Nummer 19 werden gleich zwei Crewchiefs tätig sein. Marco Palmerini vom Testteam erhält Unterstützung von Giulio Nava, der Bautista in der Superbike-WM zu zwei WM-Titeln verholfen hat. "Giulio Nava ist mit mir gereist. Palmerini kennt das Motorrad sehr gut und Nava kennt mich sehr gut", kommentiert Bautista.

Was die MotoGP-Spitzenfahrer von Alvaro Bautista erwarten

Am Donnerstag wurden auch die WM-Rivalen Francesco Bagnaia und Jorge Martin zu Alvaro Bautistas Gaststart befragt. Die Ducati-Piloten haben Einblick in die Daten der Tests und können das Potenzial von Bautista gut einschätzen.

Weltmeister Bagnaia erwartet nicht, dass Bautista ein Kandidat für Siege sein wird. "Ich denke, dass er sehr happy sein kann, wenn er es in die Top 10 schafft", bemerkt der Italiener. "Es wird sicher toll für ihn sein, mit uns und unserem Motorrad zu fahren. Unser Motorrad ist unglaublich schnell und verhält sich auch auf der Bremse unglaublich. Er wird es sehr genießen."

Jorge Martin, Francesco Bagnaia

Jorge Martin und Francesco Bagnaia kennen die Daten der Bautista-Tests Zoom

Jorge Martin tut sich schwer, eine Prognose abzugeben. "Schwierig zu sagen, welche Ergebnisse wir bei ihm erwarten können. Aber sein Test in Misano war großartig. Er ist ein schneller Fahrer. Zudem ist er sehr leicht", stellt Martin fest.

"Auf den Geraden hat er sicher Vorteile. Doch das Niveau ist hier sehr hoch. Wir werden am Freitag besser verstehen, wie schnell er ist. Doch ich hoffe, dass er stark sein wird", erklärt der WM-Zweite vor dem Rennwochenende in Sepang.