Marc Marquez erklärt sein Dilemma: "Je stärker ich atme, desto mehr ..."

Marc Marquez quält sich in Assen mit drei gebrochenen Knochen, wobei er vor allem unter dem Rippenbruch leidet - Alberto Puig hofft, Marquez übertreibt es nicht

(Motorsport-Total.com) - Die Sturzserie von Marc Marquez in der MotoGP-Saison 2023 setzt sich auch in Assen fort. Am Trainingstag zum Grand Prix der Niederlande verzeichnete Marquez im Nachmittagstraining am Freitag seinen bereits 13. Sturz in dieser Saison. In Kurve 3 des TT Circuit Assen rutsche ihm das Vorderrad seiner Honda weg. Die Session und auch den Tag insgesamt beendete Marquez auf P19.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

Marc Marquez tut sich in Assen mit den schnellen Richtungswechseln schwer Zoom

Sein Rückstand von 1,4 Sekunden auf die Spitze ist aber nicht das, was Marquez die größten Sorgen bereitet. Denn dass er am Assen-Wochenende nicht ganz fit ist, dass hatte er bereits am Donnerstag erklärt. Grund sind angebrochene Knochen in Fuß (Knöchel), Hand (Daumen) und Oberkörper (Rippe). Es sind alles Verletzungen, die sich Marquez vor fünf Tagen beim Sturz im Warm-Up zum Deutschland-Grand-Prix auf dem Sachsenring zugezogen hat.

Viel mehr als um die 1,4 Sekunden Rückstand sorgt sich Marquez derzeit darum, dass er immer dann stürzt, wenn er mit der aktuellen Honda ans Limit gehen will. So war es auch am Freitagnachmittag in Assen wieder. Seine körperliche Verfassung ist da momentan alles andere als hilfreich.

"Ehrlich gesagt hatte ich nicht damit gerechnet, dass ich körperlich so sehr leiden würde", gibt Marquez nach den beiden Freitagstrainings zu. "Ja, der Knöchel und der Finger sind gebrochen. Das wäre aber zu akzeptieren. Was mir Schmerzen bereitet, vor allem im letzten Sektor, das ist die angebrochene zweite Rippe. Je stärker ich atme, desto mehr Schmerzen habe ich und desto mehr Zeit verliere ich."

"Der einzige Sektor, in dem ich mich einigermaßen wohl fühle", so Marquez weiter, "ist der erste Sektor. Dort gibt es langsame Kurven und dort kann ich attackieren." Genau das tat der Honda-Pilot kurz vor Ende des Nachmittagstrainings und genau dort, in Kurve 3, hatte er prompt seinen Sturz.

"Ich war es nicht gewohnt, in dieser Kurve mit so hohem Tempo anzukommen", sagt Marquez, der zu diesem Zeitpunkt direkt hinter Aprilia-Pilot Maverick Vinales fuhr. "Ich hatte Maverick vor mir und habe auf der Geraden ungefähr eineinhalb Zehntelsekunden auf ihn verloren. Die wollte ich in dieser [dritten] Kurve wieder aufholen, um dann am Ausgang von Kurve 5 ganz dicht an ihm dran sein zu können."

Marquez will das Assen-Wochenende durchstehen

Immerhin: "Es war ein absolut harmloser Sturz", sagt Marquez. In Vorausschau auf den Samstag, an dem er direkt im ersten Qualifying-Segment antreten muss, meint der leidgeprüfte Honda-Star: "In Q1 werde ich ein bisschen pushen müssen, um das Rennen nicht aus der letzten oder vorletzten Reihe starten zu müssen." Und mit Blick auf Sonntag fügt er hinzu: "Mein Ziel ist es, das Rennwochenende komplett zu bestreiten."

Seine 13 Stürze in der laufenden Saison sind Marquez passiert, obwohl er an drei Rennwochenenden (Termas de Rio Hondo, Austin, Jerez) gar nicht teilgenommen hat. Seit dem vergangenen Wochenende ist seine Sturzquote besonders hoch.

Auf dem Sachsenring verzeichnete Marquez fünf Stürze an drei Tagen, wobei ihm drei dieser Stürze am Samstag innerhalb von 30 Minuten passierten. Der fünfte Sturz dort passierte ihm im Warm-Up am Sonntagmorgen. Das Rennen ließ er daraufhin aus. In Assen ist er nun direkt am Freitag wieder gestürzt.

Alberto Puig: Kein Rennfahrer stürzt gerne, aber ...

Honda-Teammanager Alberto Puig weiß, dass Marquez "körperlich natürlich nicht in seiner besten Verfassung ist". Wie es dem insgesamt achtmaligen Motorrad-Weltmeister derzeit geht, dass kann Puig, der von 1987 bis 1997 selber als Fahrer in der Motorrad-WM am Start war, nachvollziehen.

Alberto Puig

Alberto Puig macht sich langsam Sorgen um Marc Marquez Zoom

"Es gibt keinen einzigen Rennfahrer auf diesem Planeten, der gerne stürzt", sagt Puig im Gespräch mit 'MotoGP.com' und sagt über Marquez: "Er weiß genau, dass das Motorrad derzeit nicht die Performance bringt, die er braucht. Andererseits ist er ein Champion. Er pusht. Und weil er pusht, stürzt er. Er gibt niemals auf."

Die mangelnde Performance der 2023er-Honda "akzeptiert er einfach nicht", so Puig über Marquez. Und der Honda-Teammanager fügt hinzu: "Es wird aber langsam ernst. Er muss es jetzt mal ein bisschen ruhiger angehen lassen. Hier in Assen leidet er ein bisschen unter [den Verletzungen] seiner Rippe und des Knöchels. Insgesamt verstehen wir, dass er nicht glücklich ist, aber wir respektieren ihn."

Neueste Kommentare