Joan Mir dachte in erster Saisonhälfte "ernsthaft" über Rücktritt nach

Da werden Erinnerungen an Jorge Lorenzo wach: Auch Joan Mir hat in seinem bisher schwierigen ersten Jahr mit Honda bereits einen Rücktritt in Erwägung gezogen

(Motorsport-Total.com) - 13 Stürze, vier verletzungsbedingt verpasste Rennen und nur fünf WM-Punkte: Für Joan Mir war die bisherige MotoGP-Saison eine einzige Talfahrt. Seit seinem Wechsel ins Honda-Werksteam hat der Weltmeister von 2020 - wie alle seine Markenkollegen - auf der nicht konkurrenzfähigen RC123V zu kämpfen.

Titel-Bild zur News: Joan Mir

Joan Mir gibt zu: Er hat über einen Rückzug aus der MotoGP nachgedacht Zoom

Der ohnehin schon schwierige Anpassungsprozess wurde durch schwere Stürze und Verletzungen immer wieder unterbrochen - und der Frust wurde entsprechend größer. Er wurde so groß, dass Mir sogar einen Rücktritt in Erwägung zog.

Das gab der Spanier jüngst im Gespräch mit 'DAZN' zu. Am Donnerstag in Spielberg darauf angesprochen erklärt er: "Es ist eine schwierige Zeit, aber ich befinde mich jetzt an einem Punkt, wo ich die Situation, in der ich bin, akzeptiere."

Mir hat sich aus dem mentalen Tief gezogen

"Zuvor wollte ich das nicht akzeptieren, und das ist mental herausfordernd, denn man hat ein Ziel und kann es nicht erreichen. Es ist schwer, das zu akzeptieren. Jetzt kann ich das. Ich bin mir meiner Situation bewusst. Und ich will die Dinge ändern, ich will die Wende schaffen", versichert der Honda-Pilot.

"Aber es gab einen Moment, in dem ich ernsthaft darüber nachgedacht habe, aufzuhören. Nicht, um auf ein anderes Motorrad zu wechseln. Ich wollte aufhören, weil ich mental zusammengebrochen bin. Jetzt bin ich nicht mehr in dieser Situation."

Joan Mir

Nur bei einem Grand-Prix-Rennen 2023 sah Mir bisher die Zielflagge Zoom

"Jetzt ist es anders, denn ich weiß, dass wenn ich jetzt aufhöre, ich das in der Zukunft bereuen würde. Man sagt aus der Emotion heraus: Ich will aufhören - weil man eine schlechte Zeit hat, weil es viele Diskussionen gibt und einfach nichts funktioniert. Aber dann wird einem klar: Wenn ich jetzt gehe, werde ich das bereuen."

Genau deshalb wolle er es weiter versuchen, sagt Mir. Auf die Frage, wann der Rücktrittsgedanke ihn gepackt habe, verrät er, dass es sogar noch vor Mugello gewesen sei. Dort verletzte er sich im Training an der rechten Hand und fiel längere Zeit aus.

Mir dachte schon einmal über Rücktritt nach

Es war auch nicht das erste Mal, dass Mir über einen Rücktritt nachdachte. Schon 2019 sei er in einer solchen Situation gewesen, wie er auf Nachfrage einräumt.

"Als ich mich in Brünn (bei Testfahrten; Anm. d. R.) schwer verletzt habe, in meinem ersten Jahr, war das auch schwierig. Wenn man einen so heftigen Unfall hat, fragt man sich selbst viele Dinge - ob es das wert ist. So ging es mir damals auch. Aber auch das habe ich überwunden", blickt der 25-Jährige zurück.


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Er erlitt seinerzeit eine Lungenquetschung, die ihn mitten in der Saison außer Gefecht setzte. Die beiden folgenden Grands Prix musste Mir pausieren. Auch danach hatte er noch eine Weile mit den Nachwirkungen der Verletzung zu kämpfen.

Damals fuhr der Spanier noch für Suzuki. Im selben Jahr, nämlich 2019, wechselte Jorge Lorenzo mit großen Ambitionen zu Honda, hatte dann aber ähnliche Probleme wie jetzt Mir. Auch ihm kam nach zahlreichen Stürzen und einer Reihe von Verletzungen der Rücktrittsgedanke - nur machte er ihn tatsächlich wahr.