Crutchlow mit MotoGP-Wildcard in Motegi: Was Yamaha ändern muss

Yamaha-Testfahrer Cal Crutchlow nutzt seinen Wildcard-Einsatz in Motegi, um an der Entwicklung der M1 zu arbeiten - Was aus seiner Sicht derzeit falsch läuft

(Motorsport-Total.com) - Zum ersten Mal seit Valencia 2022 wird MotoGP-Testfahrer Cal Crutchlow an diesem Wochenende mit einer Wildcard bei einem Motorrad-Grand-Prix antreten. Yamaha hat sich dafür den Heim-Grand-Prix im japanischen Motegi ausgesucht.

Titel-Bild zur News: Cal Crutchlow

Cal Crutchlow tritt in Motegi mit einer Speziallackierung an seiner Yamaha an Zoom

"Es ist schwierig, irgendwelche Erwartungen zu haben", sagt Crutchlow vorab. "Unser Plan richtet sich vielmehr auf die Entwicklung und darauf, einige Teile besser zu verstehen. Es ist nichts, was ihr nicht schon gesehen habt. Aber wir wollen einiges eingehender untersuchen und eventuell aussortieren", verrät er.

Der Brite, der nach seinem Rücktritt als aktiver Fahrer Ende 2020 zu Yamaha stieß, weiß um die Krise, in der sich der Hersteller befindet. "Wir müssen uns deutlich verbessern, denn im Moment entwickeln wir uns nicht so, wie wir könnten."

Crutchlow: Neuer Motor die richtige Richtung

"Aber ich denke und hoffe, dass sich das ändern wird. Ich habe einen neuen Motor getestet und glaube, die Richtung, in die wir damit gehen, ist die richtige, auch wenn es noch nicht der Fortschritt ist, den wir brauchen. Das Problem ist aus meiner Sicht, dass der Schwerpunkt zu sehr auf der Aerodynamik liegt."

"Ich habe in diesem Jahr drei Tests absolviert, die sich auf die Aero fokussierten. Aber wir müssen erst andere Bereiche verbessern, bevor wir uns auf die Aero konzentrieren", sagt Crutchlow. "Ich glaube, dass ich mit der normalen Verkleidung ohne Aero schneller auf dieser Strecke fahren kann als mit der Aero."

"Letztendlich versucht jeder von uns, mehr Abtrieb zu generieren, aber wenn man sich die Rundenzeiten vor acht Jahren ohne Aero anschaut, waren wir im Rennen schneller als jetzt. Das müssen wir verstehen und das Motorrad geschmeidiger machen. "

Verständnis ist da, noch fehlt die Umsetzung

Yamaha sei sich dessen bewusst, aber die Dinge zu ändern eben nicht immer so einfach. "Das Testteam arbeitet sehr gut. Wir arbeiten auf eine gute Art und Weise. Sie hören zu. Aber das Problem ist die Umsetzung. Es braucht Taten", so Crutchlow.

"Sie müssen verstehen, was sie bringen müssen. Ich glaube, dass sie das tun, aber es umzusetzen, ist im Moment eine andere Sache. Ich glaube aber, dass sie es tun werden, denn es muss ein Punkt kommen, an dem wir auf eine bessere Weise vorankommen."

Dabei identifiziert Crutchlow drei Schlüsselbereiche, an denen gearbeitet werden muss: "Der Motor und die Elektronik sind die zwei wichtigsten, dann kommt die Aerodynamik."

Yamaha braucht kleinere Aero als die anderen

"Dieses Motorrad funktioniert, wenn die Flügel klein sind. Es ist anders als die der anderen Hersteller, es bringt also nichts, sie zu kopieren. Vielmehr müssen wir in diesem Bereich einen Schritt zurück machen", sagt der Yamaha-Testfahrer. "Und wir müssen einen schnelleren, aber vor allem sanfteren Motor bauen."

"Von dem diesjährigen Motor sagte ich, dass ich nicht glaube, dass wir ihn verwenden sollten. Fabio und Franco haben sich aber für diesen Motor entschieden und jetzt haben wir Probleme, weil er sehr aggressiv ist und wir keinen Grip erzeugen."

Mittlerweile seien die Kommentare aller drei sehr ähnlich, sagt Crutchlow. "Aber ich bin ein Test- und sie sind Rennfahrer. Sie wollen so schnell wie möglich sein, während ich das Motorrad verbessern will, damit sie so schnell wie möglich sein können. Sie wollen die Dinge jetzt, ich auch, aber ich verstehe, dass es ein Prozess ist."

"Aber ich bin zuversichtlich, dass Fabio zu Beginn des nächsten Jahres etwas Besseres haben wird, und auch Alex, um in die Saison zu starten." Franco Morbidelli wird in der kommenden MotoGP-Saison von Alex Rins ersetzt, der von LCR-Honda kommt.


Fotostrecke: Die Karriere-Highlights von Cal Crutchlow

Dort fuhr auch Crutchlow viele seiner aktiven MotoGP-Jahre - zu Zeiten, als Honda die Königsklasse mit Marc Marquez noch dominierte. Mittlerweile steckt die japanische Marke ebenso wie Yamaha in einer anhaltenden Formkrise. Grund dafür sehen viele auch die Arbeitsweise der japanischen Hersteller.

Was Yamaha und Honda verändern müssen

"Mit Sicherheit", bestätigt Crutchlow. "Und das müssen wir ändern, die Mentalität. Wir wissen, dass Yamaha und auch Honda die besten Motorräder der Welt bauen können. Das haben sie für viele, viele Jahre. Ducati hat 15 Jahre keine Titel nicht gewonnen, Aprilia war nirgendwo, KTM hat erst angefangen, stärker zu werden."

"Das kann sich auch wieder komplett drehen und in fünf Jahren sind die beiden japanischen Hersteller vielleicht vorne und die anderen zurück im Nirgendwo. Das ist Rennsport."

"Man kann den anderen nur gratulieren, aber ich glaube, Yamaha und Honda sind starke Hersteller, die wissen, wie man Motorräder baut und gute Ingenieure haben. Aber sie müssen ihre Arbeitsweise ändern, denn das Spiel hat sich verändert. Was die Europäer machen, funktioniert offensichtlich", hält Crutchlow fest.

"Wir müssen also auch mehr in diese Richtung gehen und offener werden. Ich bin mir sicher, Yamaha weiß das, und Honda auch. Wenn sie anfangen, schneller und besser zu reagieren, aufgeschlossener sind und vielleicht nicht nur auf Nummer sichergehen, bin ich überzeugt, dass sie einen großen Schritt machen werden."

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