"Brauchen noch mehr Zeit": Das harte Los der Honda-Piloten

Schlimmer als erwartet: So fasst Luca Marini die aktuelle Honda-Performance zusammen - Dennoch üben sich er und seine Kollegen in Durchhalteparolen

(Motorsport-Total.com) - Auch nach dem MotoGP-Test in Jerez tritt Honda weiter auf der Stelle. Der neue Prototyp, mit dem Stefan Bradl bei seinem Wildcard-Einsatz fuhr, erhielt von den Stammfahrern vernichtende Kritik. Nach Le Mans ist ein weiterer privater Test in Mugello anberaumt - mit dem Repsol-Duo und Johann Zarco.

Titel-Bild zur News: Luca Marini

Luca Marini fährt seit seinem Wechsel zu Honda konstant hinterher Zoom

Dass Honda untätig ist, kann man dem Hersteller also nicht vorwerfen. Und genau das hält die Fahrer aktuell bei der Stange, auch wenn die Ergebnisse (noch) ausbleiben.

So vergleicht Zarco die Situation mit seiner Zeit bei KTM, wo er die Saison 2019 aufgrund ausbleibender Erfolge vorzeitig abbrach und das Team verließ, und sagt: "Vor fünf Jahren ging ich zu KTM. Damals war ich nicht bereit, weniger Performance zu akzeptieren und zu versuchen, das Projekt weiterzuentwickeln, ruhig zu bleiben und das Potenzial des Fahrers und des Motorrads zu analysieren."

"Jetzt habe ich nach dieser Erfahrung mehr Vertrauen in mich selbst und kann besser analysieren, was ich auf dem Motorrad mache. Es ist ein Weg, das nachzuholen, was ich vor fünf Jahren verpasst habe, und Teil dieser Entwicklung zu sein."

Dass es schwer werden würde, habe er bei seinem Wechsel von Pramac-Ducati zu LCR-Honda erwartet. Zwar gibt er zu: "Wenn es härter wird und man ein Rennen nicht beenden oder den anderen nicht folgen kann, ist das natürlich das schlimmste Gefühl. Aber ich bleibe ruhig, denn ich sehe, wie hart Honda arbeitet."

"Das gibt mir die Motivation, auch mich selbst zu verbessern und bereit zu sein, wenn das Motorrad so weit ist", blickt Zarco voraus. Sein Vertrag läuft bis Ende 2025, genauso wie der von Luca Marini im Honda-Werksteam. Auch er muss - anders als zuvor bei VR46-Ducati - deutlich schlechtere Ergebnisse in Kauf nehmen.

Marini: Zu Beginn falsche Richtung eingeschlagen

Auf die Frage, ob er sich so vorgestellt habe, ein Honda-Werksfahrer zu sein, sagt der Italiener: "Ja, aber nicht was die Performance angeht, denn niemand hat das so erwartet."

"Ich denke, das neue Projekt, mit dem Honda uns zu Beginn der Saison ausstatten wollte, hat nicht richtig funktioniert. Das erwartete niemand. Jetzt bauen wir es neu auf, anhand unseres Feedbacks. Dazu brauchen wir etwas Zeit. Das Problem ist, dass wir aufgrund dieser Umstände Zeit verloren haben", erklärt Marini.

"Wir sind von noch weiter hinten gestartet als in der vergangenen Saison. Was die Arbeit im Team angeht, ist die Beziehung zwischen mir, den Japanern und all den Ingenieuren aber sehr gut. Wir haben eine gute Verbindung, brauchen aber noch mehr Zeit."


Fotostrecke: Die Karriere-Highlights von Luca Marini

Wo hofft er, am Ende der Saison mit Honda zu stehen? "Ich denke im Moment nicht an Valencia. Das ist noch zu weit weg", betont Marini. "Ich versuche einfach, mein Feedback so gut wie möglich zu übermitteln, um das Motorrad zu verbessern."

"Wenn wir dann in der Lage sind, besser zu performen und um bessere Ergebnisse zu kämpfen, können wir über Ziele sprechen. Aber im Moment geht es nur darum, immer mein Bestes zu geben, von Training zu Training." Dass das angesichts der anhaltenden Formkrise nicht immer leicht ist, weiß auch Joan Mir.

"Es ist schwierig", sagt der Teamkollege von Marini über die aktuelle Situation. Er stieß 2023 zu Honda, nachdem sich Suzuki aus der MotoGP zurückgezogen hatte. Sein erstes Jahr als Repsol-Fahrer war ähnlich schwierig wie das von Marini jetzt.

Mir: Erstes Honda-Jahr war mental sehr hart für mich

"Ich kam von zwei Titelgewinnen innerhalb von fünf Jahren und war immer vorne dabei. Ein schlechtes Jahr bedeutete, um Platz fünf zu kämpfen. Die Motivation ist natürlich, weiter um gute Ergebnisse zu kämpfen. Jetzt ist die Lage eine ganz andere, weshalb man sich auch anders motivieren muss", hält Mir fest.

"Man muss mit dem arbeiten, was man hat, und weiter seine 100 Prozent geben. Diese Motivation zu finden, ist schwer - umso schwerer, je erfolgreicher man in der Vergangenheit war. Letztes Jahr war mental deshalb sehr hart für mich. Aber jetzt bin ich in einer anderen Stimmung. Ich versuche, mein Bestes zu geben und professionell zu sein, gutes Feedback zu geben, damit wir uns verbessern."

Joan Mir

Joan Mirs Honda-Vertrag endet mit dieser Saison - wird er wechseln? Zoom

Auch er betont: "Honda arbeitet sehr hart, aber im Moment bekommen wir noch nicht die Updates, die wir brauchen. Ich weiß nicht, was ich am Ende der Saison erwarten kann. Ich nehme es Schritt für Schritt und erwarte nicht zu viel. Denn wenn man zu viel erwartet und enttäuscht wird, kann das desillusionierend sein."

Anders als bei Marini und Zarco läuft Mirs Vertrag mit dieser Saison aus. Wie seine Zukunft in der MotoGP aussehen wird, weiß er selbst noch nicht: "Das kann ich im Moment nicht beantworten. Ich habe Optionen auf dem Tisch liegen, aber weiß noch nicht, was ich tun werde. Das ist die Realität im Moment."

"Ich brauche noch etwas mehr Zeit, um zu verstehen und eine gute Entscheidung für die Zukunft zu treffen", sagt Mir. Eine der Optionen soll laut Motosprint.it Trackhouse-Aprilia sein. Dort würde mit Davide Brivio auf einen alten Bekannten von Suzuki treffen.

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