Aprilia-CEO über Quartararo: "Geld sollte nicht der entscheidende Faktor sein"

Aprilia-CEO Massimo Rivola spricht im exklusiven Interview über Fabio Quartararos Entscheidung, bei Yamaha zu bleiben, und die Entwicklung von Aprilia zur Topmarke

(Motorsport-Total.com) - Dass Fabio Quartararo seinen Fahrervertrag mit Yamaha um zwei weitere Jahre bis 2026 verlängert hat, überraschte in der vergangenen Woche viele. Angesichts der sportlichen Krise, in der sich der Hersteller seit geraumer Zeit befindet, galt ein Wechsel des Franzosen als ziemlich wahrscheinlich.

Titel-Bild zur News: Fabio Quartararo, Maverick Vinales

Werden 2025 keine Teamkollegen: Fabio Quartararo und Maverick Vinales Zoom

So war er in den vergangenen Wochen wiederholt mit Aprilia in Verbindung gebracht worden. Entsprechende Gespräche fanden statt, führten aber zu keinem Ergebnis.

Auf Quartararos neuen Deal mit Yamaha angesprochen, sagt Aprilia-CEO Massimo Rivola im Gespräch mit Motorsport.com Spanien: "Normalerweise kommentiere ich Nachrichten über andere Teams nicht. In diesem Fall werde ich einfach sagen, dass ich den Eindruck habe, dass Yamaha sich in die richtige Richtung bewegt."

Bei der Entscheidung des Weltmeisters von 2021 dürfte auch die stattliche Summe von zwölf Millionen Euro pro Jahr, die Yamaha für ihn locker macht, eine nicht unerhebliche Rolle gespielt haben. Da kann Aprilia nicht mithalten.

Rivola: Willst Du Geld verdienen oder gewinnen?

"Das finanzielle Limit, das wir bei den Fahrergehältern haben, hängt sehr stark von der Performance des Motorrads ab. Wenn ein Fahrer gewinnen will, weiß ich nicht, ob Geld der entscheidende Faktor sein sollte", meint Rivola dazu.

"Ich denke, es ist wichtiger, dass er sich vorher fragt: Will er Geld verdienen oder ein Projekt, das ihm erlaubt zu gewinnen? Und ich denke, das Aprilia-Projekt erlaubt es dir, um den Sieg zu kämpfen. Und noch mehr: Wenn er gewinnt, wird Geld kein Problem sein. Aber das Engagement muss auf Gegenseitigkeit beruhen."

Rein sportlich gesehen wäre Aprilia für Quartararo im Moment das konkurrenzfähigere Paket gewesen. Seit Rivolas Ankunft als CEO hat sich der Hersteller in der MotoGP zu einer der drei Top-Marken neben Ducati und KTM gemausert.

In seinen ersten drei Jahren als Chef noch auf dem letzten Platz der Konstrukteure, sprang Aprilia 2022 auf Rang drei und verfestigte diese Position im vergangenen Jahr. In Argentinien feierte Aleix Espargaro damals den ersten MotoGP-Sieg Aprilias und mischte sogar einige Zeit im Kampf um den WM-Titel mit.


Fotostrecke: Aprilia: Alle MotoGP-Fahrer seit 2002

"Unser Wachstum kam zustande, weil die Piaggio-Gruppe in die MotoGP investieren wollte", erklärt Rivola. "Meine Ankunft fiel mit dieser Bereitschaft zu investieren zusammen. Ohne diese Bereitschaft hätte ich nichts tun können."

"Und das erste, in das sie investiert haben, waren die Leute", sagt der Aprilia-CEO, der selbst viele Jahre in der Formel 1 für Minardi, Torro Rosso und Ferrari arbeitete.

Aprilia ist "auf Werksebene stärker geworden"

Man strebe "ein gutes Gleichgewicht zwischen der Kultur des Motorradrennsports in Noale und der Einbindung von Talenten aus anderen Bereichen, wie der Formel 1" an, mit einer Mischung aus Leuten mit einem hohen Maß an Erfahrung und jungen Leuten, die gerade erst ihren Universitätsabschluss gemacht haben.

"Wenn man es schafft, jedes Jahr zu wachsen, steigt die Motivation, weil man merkt, dass man auf dem richtigen Weg ist. Wenn unser Motorrad immer besser wird, liegt das daran, dass wir auf Werksebene stärker geworden sind", so Rivola.

Dabei spiele natürlich auch der Faktor Fahrer eine große Rolle. Mit Espargaro und auch Maverick Vinales, der sich in Portugal zuletzt stark präsentierte, ist man zufrieden - und zeigt sich offen für eine weitere Zusammenarbeit über 2024 hinaus. Eilig hat es Rivola bei der Festlegung der künftigen Fahrerpaarung aber nicht.

"Wir werden wahrscheinlich die letzten sein, die die beiden Fahrer für 2025 verpflichten. Vor allem, weil wir Aleix und Maverick respektieren und ihnen Zeit geben wollen, um zu sehen, ob sie weitermachen wollen. Natürlich hören wir jedem zu, denn es ist sehr interessant zu wissen, wie man wahrgenommen wird."