Schneckentempo im Qualifying: Rennleitung droht mit Strafen

Im Qualifying der Moto3 soll in Zukunft deutlich weniger taktiert beziehungsweise bewusst langsam gefahren werden - Rennleitung droht den "Schleichern" mit Strafen

(Motorsport-Total.com) - Es ist ein altbekanntes Problem: Ist ein Fahrer aus eigener Kraft nicht schnell genug, versucht er im Qualifying ein schnelles Hinterrad zu erwischen, um so doch noch einen guten Startplatz zu erreichen. Damit soll in der Moto3 nun allerdings Schluss sein. Nachdem zuletzt in Sepang erneut das halbe Starterfeld im Schneckentempo über die Strecke geschlichen war, droht die Rennleitung den Piloten nun mit Strafen.

Titel-Bild zur News: Romano Fenati, Jack Miller

Rennen oder Qualifying? In der Moto3 ist das oft nicht eindeutig zu erkennen Zoom

"Ich habe ihnen mitgeteilt, dass wir unsere Interpretation der Regeln geändert haben", berichtet Rennleiter Mike Webb vor dem Großen Preis von Valencia bei 'MotoGP.com' und erklärt: "In der Vergangenheit hatten wir damit kein großes Problem, also haben wir gesagt, dass es erlaubt ist, langsamer zu fahren, falls sie sich nicht auf der Ideallinie befinden und damit keine anderen Piloten stören. Jetzt ist es leider so, dass wir vor allem in den beiden vergangenen Rennen in Sepang und auf Phillip Island ein großes Problem hatten."

"Mehr als das halbe Fahrerfeld fuhr langsam, also gab es für einen Fahrer auf einer fliegenden Runde einfach keinen Platz mehr, an ihnen vorbeizukommen. Daher haben wir unsere Interpretation geändert. Langsames Fahren und das Warten auf andere Fahrer wird bestraft werden - selbst wenn sie nicht auf der Ideallinie sind und niemanden stören. Das ist unsere Nachricht an alle Piloten", so Webb.

Miller befürwortet die Entscheidung

Nach Aussage des Rennleiters sind drastische Strafen denkbar: "Laut dem Regelbuch können wir dabei alle Strafen aussprechen, je nachdem, wie gravierend der Verstoß ist. Wenn es sehr gefährlich ist, dann ist auch die Strafe höher. Ich habe ihnen gesagt, soweit es 'normales' Langsamfahren und Warten betrifft, müssen sie mit so etwas wie einer Rückversetzung in der Startaufstellung im entsprechenden Rennen rechnen. Außerdem wird es Strafpunkte geben."


Fotos: Moto3 in Valencia


Ein Fahrer, der sich in der Vergangenheit immer wieder über die Situation beschwert hatte, ist Jack Miller. Angesprochen auf die strengere Herangehensweise der Rennleitung erklärt der Australier daher mit einem Lachen: "Normalerweise bin ich derjenige, der 30 Motorräder hinter sich hat. Meine Strategie im Qualifying wird daher die gleiche bleiben. Es könnte es für uns etwas einfacher machen, ein freies Stück auf der Strecke zu finden."

"Aber letztendlich kann man nie wissen, es ist eben die Moto3. Wenn man hier in Valencia den Berg hinunter auf die letzte Kurve zufährt, dann ist es ganz egal, was sie machen. Es werden immer Jungs da sein, die auf die nächste Runde warten. Es wird keinen großen Unterschied machen", vermutet der Australier.

Anderes Qualifyingformat als Lösung?

Auch Millers WM-Rivale Alex Marquez weiß: "Letztendlich ist es im Qualifying immer die Strategie, am absoluten Limit zu pushen. Man will eine gute Rundenzeit fahren, ganz egal ob dort noch andere Fahrer sind oder nicht. Ich denke, dass sich diese Strategie auch nicht ändern wird. In Malaysia haben wir gesehen, dass es auf der Gegengeraden einige gefährliche Situationen gab. Aber letztendlich muss man eben auch langsamer werden, wenn vor einem 20 andere Piloten anhalten. Das ist normal."

"Wenn sie das gleiche System wie in der MotoGP anwenden, dann wäre das vermutlich gut." Jack Miller

Ein möglicher Lösungsansatz wäre ein anderes Qualifyingformat, das dem der MotoGP ähnlich ist. Das Ergebnis wäre eine deutlich leere Strecke in den letzten Minuten, wenn der Kampf um die Pole-Position in die heiße Phase geht. "Wenn sie das gleiche System wie in der MotoGP anwenden, dann wäre das vermutlich gut", findet Miller, während Marquez etwas skeptisch ergänzt: "Das kann man nur wissen, wenn man es ausprobiert."

Und auch Miller weiß, dass man dadurch nicht komplett verhindern könnte, dass manche Piloten auf ein schnelles Hinterrad warten: "Ganz egal was man tut: Es wird immer jemanden geben, der wartet. Es ist die Moto3 und in der Vergangenheit hat man gesehen, dass der Windschatten auf manchen Strecken 0,5 oder 0,6 Sekunden ausmachen kann. Wenn ich dann einer der langsameren Jungs wäre, dann würde ich das natürlich auch machen."