IndyCar St. Petersburg: Josef Newgarden dominiert Saisonauftakt 2024

Penske und Chevrolet überzeugen beim IndyCar-Auftakt in St. Petersburg auf ganzer Linie - Bester Honda-Fahrer auf P5 - Romain Grosjean mit Kollision, Strafe, Ausfall

(Motorsport-Total.com) - Noch ohne die ERS-Komponente, um Hybridantrieb zu bilden, ist auf dem Stadtkurs in St. Petersburg (Florida) die IndyCar-Saison 2024 eröffnet worden. Während das Renndebüt für die Hybridtechnologie zu einem späteren Zeitpunkt in der Saison erfolgen soll, war es am Sonntag für das in die Jahre gekommene Einheits-Chassis, den Dallara DW12, bereits das 200. Rennen. (Fotos: IndyCar-Auftakt 2024 in St. Petersburg)

Titel-Bild zur News: Josef Newgarden

Überzeugende Vorstellung von Josef Newgarden (Penske-Chevrolet) in St. Petersburg Zoom

Gewonnen wurde der Saisonauftakt nach 100 Runden von Josef Newgarden (Penske-Chevrolet). Seine beiden Teamkollegen Scott McLaughlin und Will Power kamen hinter Patricio O'Ward (McLaren-Chevrolet) als Dritter und Vierter ins Ziel.

Damit gab die Chevy-Fraktion, und insbesondere das Penske-Team, beim ersten Rennen der Saison 2024 klar den Ton an. (Ergebnis: IndyCar-Auftakt 2024 in St. Petersburg)

Für Newgarden ist es nach seiner Beteiligung am Sieg von Penske-Porsche bei IMSA-Saisonauftakt 2024, den 24h Daytona Ende Januar, nun auch der Sieg beim IndyCar-Saisonauftakt 2024. Und: Newgardens IndyCar-Karriere ist es sein 30. Sieg. Damit ist er in der Bestenliste der IndyCar-Rennsieger nun an Penske-Legende Rick Mears vorbeigezogen.

Überraschungen im Qualifying - Josef Newgarden auf Pole

Im Qualifying am Samstag gelang Josef Newgarden erstmals seit Detroit 2022 eine Pole. Die größere Überraschung aber war, dass Felix Rosenqvist und Romain Grosjean beim jeweils ersten Einsatz für ihren neuen Arbeitgeber - Meyer Shank Racing beziehungsweise Juncos Hollinger Racing - direkt ins sechsköpfige Q3-Segment vorstießen.

Rosenqvist verpasste um die Winzigkeit von 0,006 Sekunden die Pole und fuhr beim Start am Sonntag aus der ersten Reihe neben Newgarden los. Grosjean qualifizierte sich für den fünften Startplatz und damit vor einer ganzen Meute von Favoriten.

IndyCar-Titelverteidiger Alex Palou etwa, der bei Chip Ganassi Racing nun mit Grosjeans letztjährigem Andretti-Sponsor DHL antritt, schaffte im ersten Qualifying der neuen Saison nur Startplatz 13. Er kam am Samstag nicht mal ins Q2-Segment.

Aggressiver Start von Scott McLaughlin

Der fliegende Start gelang dem gesamten 27-köpfigen Feld. Polesetter Josef Newgarden blockte direkt die Linie von Felix Rosenqvist (Shank-Honda) und bog als Erster in die erste Kurve ein. Newgardens Penske-Teamkollege Scott McLaughlin machte in dieser ersten Kurve mit einem riskanten Spätbremsmanöver ganz innen direkt drei Positionen gut. Gestartet war McLaughlin von P9, aus Kurve 1 kam er als Sechster heraus.

Nach dem spektakulären Start lief das Rennen fast 30 Runden lang unter Grün. Die erste von drei Gelbphasen des Tages gab es in Runde 27. Grund war ein Abflug von Marcus Armstrong (Ganassi-Honda) in die Reifenstapel von Kurve 10. Für Armstrong, den punktbesten IndyCar-Rookie des Jahres 2023, der in diesem Jahr erstmals die volle Saison fährt, war das Rennen zu Ende. Er wurde als erster Ausfall der Saison 2024 notiert.

Für den Rest des Feldes kam die durch Armstrongs Abflug ausgelöste erste Gelbphase zum perfekten Zeitpunkt, da sie genau ins erste Boxenstoppfenster der vorausberechneten Idealstrategie fiel. Ergo wurde sie von allen zum ersten routinemäßigen Boxenstopp genutzt. Josef Newgarden kam als Erster herein, aber nur als Dritter wieder heraus. Felix Rosenqvist und auch Colton Herta (Andretti-Honda) wurden einen Tick schneller abgefertigt.

Newgarden verliert Plätze an der Box, aber holt sie zügig zurück

Beim ersten Restart führte aber nicht Rosenqvist, sondern Christian Lundgaard (Rahal-Honda) das Feld an. Der Däne hatte direkt in der Startrunde Kontakt gehabt und hinten rechts einen Plattfuß erlitten. So war er gleich nach der ersten Runde unter Grün an die Box gekommen. In der ersten Gelbphase blieb er als einziger draußen.

Den Restart gewann Lundgaard, dahinter führte Rosenqvist die eigentliche Spitzengruppe an. Nach ein paar Runden aber bremste sich Josef Newgarden, der an Herta schon wieder vorbei war, in Kurve 1 an Rosenqvist vorbei. Und nur drei Kurven später wurde der Schwede auch von McLaren-Pilot Patricio O'Ward überholt.

Rosenqvist war einer derer, die das Rennen auf der weichen Reifenmischung begonnen hatten. Die weichen Reifen sind auf Stadtkursen wie St. Petersburg grün markiert, auf permanenten Rundstrecken rot markiert. Im zweiten Stint hatte Rosenqvist dann die harten Reifen (keine Markierung) drauf, wohingegen Newgarden, O'Ward und Co. in diesem zweiten Stint weich bereift waren.

Nach einer weiteren Gelbphase (Defekt am #41 Foyt-Chevrolet von Sting Ray Robb) war Newgarden dann nicht nur bereinigt wieder der Führende im Rennen, sondern auch tatsächlich. Christian Lundgaard nämlich nutzte diese zweite Gelbphase zu seinem ersten planmäßigen Boxenstopp.


IndyCar-Auftakt 2024: St. Petersburg

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Beim zweiten Restart lautete die Reihenfolge in den Top 5: Josef Newgarden, Patricio O'Ward, Felix Rosenqvist, Scott McLaughlin, Colton Herta. In dieser Reihenfolge ging es mit vollem Tempo in die zweite Hälfte des 100-Runden-Rennens.

Romain Grosjean kollidiert und kassiert Strafe

Weil es für den zweiten routinemäßigen Boxenstopp im Rennen keine günstig fallende Gelbphase gab, wurde dieser zweite und letzte Stopp rund um die 65. Runde unter Grün eingelegt. Newgarden verteidigte die Spitze vor O'Ward. Dahinter kam Herta, der eine Runde später an der Box war, auf die dritte Position nach vorn. Der Andretti-Pilot machte somit bei beiden Boxenstopps Plätze gut.

Kurz nachdem alle an der Box waren, gab es dann doch Gelb. Grund war wieder ein Abflug in Kurve 10, und zwar wieder von einem der in diesem Jahr fünf Ganassi-Piloten. In diesem Fall war es Linus Lundqvist, der mit dem Heck voran im Reifenstapel stand.

Anders als beim Abflug seines Teamkollegen Marcus Armstrong war es aber kein individueller Fehler. Lundqvist nämlich wurde von Romain Grosjean (Juncos-Chevrolet) in den Dreher geschickt. Grosjean kassierte dafür eine Durchfahrtsstrafe.

Beim letzten Restart führte Josef Newgarden vor Patricio O'Ward und Colton Herta. Dahinter drückte Scott McLaughlin. Und in Kurve 10 fand der Neuseeländer einen Weg vorbei an Herta, um sich seinerseits auf die dritte Position nach vorn zu schieben. Auch Will Power im dritten Penske-Chevrolet ging kurz darauf an Herta vorbei. Somit hatte das Penske-Team eingangs des letzten Stints im Rennen alle drei Piloten in den Top 4. Und dabei blieb es.

So brachte Josef Newgarden das Wochenende nach Pole vom Samstag mit souveränem Sieg am Sonntag zu Ende. Patricio O'Ward wurde Zweiter, Scott McLaughlin Dritter und Will Power Vierter. Hinter diesen vier Piloten mit Chevrolet-Motor im Heck war Colton Herta auf P5 der bestplatzierte Vertreter der Honda-Fraktion.

Vorjahreschampion Alex Palou (Ganassi-Honda) hatte seinen letzten Boxenstopp am spätesten eingelegt. Gestartet war er von P13, ins Ziel kam er auf P6 vor Felix Rosenqvist. Damit war Palou beim Saisonauftakt der bestplatzierte der fünf Ganassi-Piloten im Feld. Der sechsmalige IndyCar-Champion Scott Dixon schloss mit seinem #9 Ganassi-Honda auf P9 hinter Alexander Rossi (McLaren-Chevrolet; 8.) und vor Rinus VeeKay (Carpenter-Chevrolet; 10.) ab.

Im Drei-Wagen-Team von McLaren sprang Callum Ilott im #6 McLaren-Chevrolet für David Malukas ein, weil sich Malukas vor vier Wochen bei einem Mountainbike-Sturz das linke Handgelenk gebrochen hat. Die notwendige Operation hat der McLaren-Neuzugang längst hinter sich. Er wird aber auch das nächste Rennen in zwei Wochen noch auslassen müssen. Ersatzfahrer Ilott kam in St. Petersburg auf dem 13. Platz ins Ziel.


Fotostrecke: Das Starterfeld der IndyCar-Saison 2024

Drei der 27 Piloten gaben am Sonntag ihr IndyCar-Renndebüt, nämlich Kyffin Simpson im blau/gelben #4 Ganassi-Honda, Christian Rasmussen im schwarz/blauen #20 Carpenter-Chevrolet und Colin Braun im weitestgehend sponsorlosen #51 Coyne-Honda. Der im Ziel Bestplatzierte dieses Rookie-Trios war Kyffin Simpson auf Platz 14.

Zwar fahren Linus Lundqvist im #8 Ganassi-Honda und Tom Blomqvist im #66 Shank-Honda in diesem Jahr um den Rookie-Titel mit. Für sie war es am Sonntag aber nicht das IndyCar-Renndebüt, da beide schon im vergangenen Jahr erste Einsätze als Ersatzfahrer für den noch immer außer Gefecht gesetzten Ex-Champion Simon Pagenaud hatten. Blomqvist kam diesmal auf P17 ins Ziel. Lundqvist schloss nach dem von Romain Grosjean ausgelösten Dreher auf P23 als Letzter der ins Ziel gekommenen Piloten ab.

Der mit Durchfahrtsstrafe belegte Romain Grosjean kam letztlich gar nicht ins Ziel. Sein erstes Rennen im Juncos-Team nach dem winterlichen Rauswurf aus dem Andretti-Team endete aufgrund von Leistungsverlust seines Chevy-Triebwerks. Auch Marcus Ericsson, der den Andretti-Boliden mit der Startnummer 28 im Winter von Grosjean übernommen hat, hatte kein Glück. Der Vorjahressieger (damals in Diensten des Ganassi-Teams) kam ebenfalls nicht ins Ziel. In seinem Fall betraf der Leistungsverlust das Honda-Triebwerk.

Nächste Station: Million-Dollar-Challenge in Palm Springs

Weiter geht es im IndyCar-Kalender 2024 in zwei Wochen (24. März) mit der ersten Auflage eines All-Star-Race seit über 30 Jahren. Auf der Rennstrecke The Thermal Club in Palm Springs (Kalifornien) findet die mit einer Million US-Dollar dotierte Million-Dollar-Challenge statt. Punkte für die IndyCar-Gesamtwertung werden dabei nicht vergeben.

Antreten wird in Palm Springs das gesamte Starterfeld mit 27 Autos, wobei am Hauptrennen nur zwölf Autos teilnehmen werden. Welche das sind, darüber entscheiden zwei Vorläufe (Heat-Races), aus denen jeweils die Top 6 ins Hauptrennen einziehen. Der Sieger streicht dann eine halbe Million Dollar ein.

In der CART-Serie hatte es im Zeitraum 1987 bis 1992 sechsmal die Marlboro-Challenge, das damalige All-Star-Race, gegeben. Diese Art von Show-Rennen (ebenfalls ohne Punkte) fand zweimal im Tamiami Park in Miami, zweimal auf dem Laguna Seca Raceway und zweimal auf dem heute nicht mehr existenten Nazareth Speedway statt.

Die Sieger der Marlboro-Challenge in den Jahren 1987 bis 1992 waren Bobby Rahal und Michael Andretti (Miami), Al Unser Jr. und Michael Andretti (Laguna Seca) sowie Rick Mears und Emerson Fittipaldi (Nazareth).