Dale Coyne warnt IndyCar nach Aus von KV Racing

"Das ist erschreckend", sagt Dale Coyne über die Folgen der IndyCar-Teampleiten - Kosten-Nutzen-Rechnung stimmt nicht - Zu große Einstiegshürden für neue Teams

(Motorsport-Total.com) - Für KV Racing Technology ist das IndyCar-Abenteuer nach 14 Jahren vorbei. Während die Stimmung im Fahrerlager bislang positiv gewesen ist und IndyCar in den vergangenen Jahren einen gewissen Aufschwung erlebt hat, gibt es nun erste Zweifel, ob wirklich alles gesund ist. Teambesitzer Dale Coyne äußert Bedenken, hat aber auch die Hoffnung, dass es mit der jetzigen Führung besser werden könnte. Trotzdem: Die Kosten-Nutzen-Rechnung für kleine Teams stimmt in der IndyCar-Serie derzeit nicht.

Titel-Bild zur News: Dale Coyne

Dale Coyne sorgt sich um die Zukunft der kleinen IndyCar-Teams Zoom

"Es ist sehr schade, dieses Team gehen zu sehen", so der 62-Jährige zum amerikanischen Magazin 'Racer'. "Ich denke, dass das IndyCar-Management sehr vorsichtig sein muss. Derzeit machen wir ein Verlustgeschäft: Wir können keine Sponsoren von dem Wert gewinnen, der unsere Einsatzkosten decken würde. So lange hier keine Angleichung erfolgt, werden wir uns weiter in unruhigen Gewässern befinden."

Coyne, dessen Renstall bereits seit 1986 besteht und damit zu den IndyCar-Teams mit der größten Tradition im Feld gehört, gilt als Überlebenskünstler in der IndyCar-Szene. Trotz der schwierigen finanziellen Situation gelingt es seinem kleinen Team immer wieder, Achtungserfolge und sogar Siege zu erzielen. Doch der größte Teil seiner Aufgabe besteht darin, das finanzielle Überleben der Mannschaft zu sichern.

Coyne fordert: Einstiegshürden senken

Das Problem von IndyCar wäre geringer, wenn die wegfallenden Teams kompensiert werden könnten. Doch Coyne sieht zu hohe Einstiegshürden. "Die Kosten sind die größte Hürde. Carlin ist ein gutes Beispiel: Trevor hat sein ganzes Leben Cockpits verkauft und möchte hier antreten. Aber es ist ein großer Sprung. Es kostet vier bis fünfmal mehr als jede Rennserie, in der er aktuell ist. Fahrer können solche Budgets nicht aufbringen, deshalb müssen die Teams eigenes Geld investieren oder selbst Geld auftreiben. Die Formel 1 hat dasselbe Problem."


Fotostrecke: IndyCar-Teamverluste seit 2008

IndyCar-Teams operieren mit einem Budget von drei bis acht Millionen US-Dollar pro Saison und Auto. Das sind deutlich geringere Zahlen als in Formel 1, WEC oder NASCAR, aber deutlich mehr als in den Nachwuchs-Formelserien. "Aber wir brauchen mehr Teams", fordert Coyne. "Momentan haben wir drei Teams, die mehr als die Hälfte aller Fahrzeuge im Feld einsetzen. Das ist erschreckend!"

Er hat aber auch großes Vertrauen in die IndyCar-Führung rund um Mark Miles und Jay Frye: "Es ist gut, dass wir mit Jay einen ehemaligen Teambesitzer hier haben. Er versteht die Herausforderungen, die das mit sich bringt. Ich gebe ihm viel Zeit und er versteht, womit wir uns herumschlagen." Seines Erachtens muss IndyCar bei einer Entscheidung nicht nur abwägen, ob sie das Spektakel verbessert, sondern auch, ob die Teams dadurch Kosten sparen. "Wenn sie diese Ziele im Kopf behalten, sollten wir okay sein", schließt er ab.