Podiumstränen: Emotionaler Sieg für Fittipaldi nach Tod des Onkels

Enzo Fittipaldi feiert seinen ersten Sieg in einem Formel-2-Hauptrennen - Und das zwei Wochen nach dem Tod des Onkels, was zu Emotionen auf dem Podium führte

(Motorsport-Total.com) - Endlich steht der Name Fittipaldi wieder ganz oben auf dem Siegerpodest - und das mit Emotionen pur: Enzo Fittipaldi feierte in Dschidda seinen ersten Sieg in einem Formel-2-Hauptrennen. Der 22-Jährige holte den Sieg nur zwei Wochen nach dem Tod seines Onkels Wilson Fittpaldi jun.

Titel-Bild zur News: Enzo Fittipaldi feierte einen hochemotionalen Sieg in Dschidda

Enzo Fittipaldi feierte einen hochemotionalen Sieg in Dschidda Zoom

Entsprechend tränenreich waren die Siegerszenen im Parc Ferme und auf dem Podium. "Das war ein schwerer Moment für die ganze Familie. Ich bin froh, hier zu stehen, und möchte ihm diesen Sieg widmen", sagte der Pilot von Van Amersfoort Racing im Parc Ferme unter Tränen, die ihm niemand verübeln konnte. Er nahm die brasilianische Nationalflagge mit auf das Podest.

Am 24. Februar war Wilson Fittipaldi jun. im Alter von 80 Jahren gestorben. Zuvor hatte er im Dezember 2023 - genau an seinem 80. Geburtstag - einen Herzinfarkt erlitten. Er war selbst Rennfahrer und nahm zwischen 1971 und 1975 an insgesamt 39 Formel-1-Rennen teil, von denen 35 zur Weltmeisterschaft zählten.

Sein bestes Resultat bei einem WM-Lauf war ein fünfter Platz beim Großen Preis von Deutschland 1973. Beim nicht zu Weltmeisterschaft zählenden Brasilien-Grand-Prix 1972 wurde er sogar Dritter.

Bekannter wurde er als Teambesitzer des Teams Fittipaldi Automotive (besser bekannt durch das langjährige Branding Copersucar), für das unter anderem Formel-1-Legende Emerson Fittipaldi nach seinen beiden Weltmeistertiteln persönlich fuhr.

Starkes Three-Wide-Manöver bringt Sieg ein

Enzo Fittipaldi startete am Samstag vom vierten Platz ins Hauptrennen und lag nach dem frühen Boxenstopp (die Top 10 starteten geschlossen auf den weichen Reifen) effektiv an zweiter Stelle hinter Kush Maini (Invicta; 2.). Eingangs der 13. von 28 Runden übernahm er mit einem sauberen Manöver in Kurve 1 die virtuelle Führung.

Eigentlich sah es nun so aus, als müsse der Enkel von Emerson Fittipaldi das Rennen nur noch nach Hause fahren. Doch als sich in der 15. Runde Franco Colapinto (MP Motorsport) nach einem Mauerkontakt in Kurve 1 drehte, kam das Safety-Car auf die Strecke.

Plötzlich konnten Amaury Cordeel (Hitech; 5.) und Taylor Barnard (PHM; 13.) ihren Stopp unter Gelb absolvieren und kamen vor Fittipaldi wieder heraus. Allerdings mussten sie auf den weichen Reifen zehn Runden durchhalten.

Beim Restart lag Juan Manuel Correa (DAMS; 14.) in Führung, der seinen Boxenstopp noch vor sich hatte. Im anschließenden Kampf spielte er aber eine wichtige Rolle. Fittipaldi machte nach dem Restart kurzen Prozess mit Barnard für P3. Dann griff an der Spitze Cordeel den Führenden Correa an - und Fittipaldi zog mit einem sensationellen Manöver über die Außenbahn in Kurve 1 an beiden vorbei.

"Ich wollte nicht zu lange hinter den Fahrern auf den weichen Reifen bleiben, weil ich sonst meine eigenen Reifen überhitzt hätte", erklärt Enzo Fittipaldi das bärenstarke Manöver. "Ich musste spät bremsen und sauber aus Kurve 2 herauskommen. Das ist mir gelungen und ich konnte einen guten Vorsprung herausfahren. Dann habe ich meine Reifen bis zum Ende geschont."

Schwerer Unfall im Jahr 2021

Für Fittipaldi war es ein doppelt emotionaler Moment, denn der Jeddah Corniche Circuit hätte beinahe das Ende seiner Karriere bedeutet. 2021 krachte er beim Start in das Heck des stehenden Theo Pourchaire. "Das war erst mein zweiter Start in der Formel 2 und dann so ein Unfall", erinnert er sich. Dabei zog er sich Verletzungen am linken Auge und an der rechten Ferse zu.

"Man könnte meinen, das sei negativ, aber es hat mich zu einem stärkeren Fahrer gemacht. Es war eine schwierige Zeit im Dezember und Januar 2022, wieder Rennen zu fahren. Der Sieg hier in Dschidda ist auch deshalb etwas ganz Besonderes", erklärt er.

Die Saison 2024 ist für ihn das dritte volle Jahr in der Formel 2. Damit steht er unter Druck, denn drei Jahre gelten als die maximale Zeit, die ein Nachwuchsfahrer in einer unteren Formelklasse verbringen sollte.

Sehen wir also bald den nächsten Fittipaldi in der Formel 1? "Mein Traum ist es, Formel 1 zu fahren. Das ist der Traum eines jeden in der Formel 2", antwortet er. "Brasilien hat eine großartige Geschichte von Formel-1-Champions. Ich hoffe, eines Tages Brasilien in der Formel 1 vertreten zu können."

Enzo Fittipaldi verbesserte sich nach einem durchwachsenen Saisonstart in Bahrain mit seinem Sieg auf Anhieb auf den zweiten Gesamtrang hinter Spitzenreiter Zane Maloney (Rodin), der im Hauptrennen Siebter wurde.

Für ein sehenswertes Finish sorgten Dennis Hauger (MP Motorsport; 3.), Jak Crawford (DAMS; 4.) und Cordeel, die innerhalb von 0,158 Sekunden die Ziellinie überquerten. Nicht unerwähnt bleiben soll, dass Oliver Bearman (Prema), der eigentlich von der Poleposition hätte starten sollen, wegen seines Formel-1-Einsatzes für Ferrari nicht am Rennen teilnahm.

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