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Sauber

Schweiz

Porträt

(Stand: Januar 2024) Der bevorstehende Audi-Einstieg zur Saison 2026 ist das alles bestimmende Thema in Hinwil in der Schweiz. Bis dahin steht dem Formel-1-Team eine Übergangsphase unter neuem Namen ins Haus: Der Rennstall, der als Sauber bekannt wurde und zuletzt als Alfa Romeo antrat, hört ab 2024 - nach seinem Hauptsponsor - auf die Bezeichnung "Stake F1 Team".

Doch zurück zu den Wurzeln: Für Autos hatte sich Gründer Peter Sauber eigentlich nicht besonders interessiert und schon gar nicht für Rennsport. Saubers Vater besaß ein Unternehmen für elektrotechnische Anlagen mit 200 Mitarbeitern, dessen Räumlichkeiten sich in Zürich sowie an der Wildbachstrasse in Hinwil befanden. Der Weg schien vorgezeichnet: Sauber absolvierte eine Ausbildung als Elektromonteur mit dem Ziel, sich weiterzubilden und in die Fußstapfen seines Vaters zu treten.

Doch es kam alles anders: 1967 fuhr Sauber mit einem Volkswagen Käfer zur täglichen Arbeit, bis ihn ein Freund dazu überredete, das Gefährt tunen zu lassen. Damit beteiligte er sich 1967 zum Spaß an Klubrennen. Was viel wichtiger war: Seine Lust am Basteln wurde geweckt. In der Sportwagen-WM gründete Sauber 1989 das Mercedes-Juniorteam, eine Idee des damaligen Geschäftspartners Jochen Neerpasch. Die Wahl fiel auf Michael Schumacher, Heinz-Harald Frentzen und Karl Wendlinger. Allen drei Talenten ermöglichte Peter Sauber so den Einstieg in die Formel 1.

Im Januar 1992 entschied er sich zum Sprung ins kalte Wasser: als sein eigener Formel-1-Teamchef. Ab 1995 bildeten Verträge mit Red Bull und Petronas das Fundament und erlaubten dem Schweizer Team, sich als feste Größe zu etablieren. 2001 folgten drei Höhepunkte in der Teamgeschichte Schlag auf Schlag: die Partnerschaft mit der Schweizer Großbank Credit Suisse, der vierte Rang in der Konstrukteurs-WM und wenige Tage später der erste Spatenstich zum eigenen Windkanal.

In dieser Zeit brachte Sauber viele junge Talente in die Formel 1: Er holte Kimi Räikkönen und Felipe Massa und empfahl später den BMW-Verantwortlichen Robert Kubica. 2005 verkündete BMW die Übernahme von Mehrheitsanteilen am Team. Unter Regie der Münchner gelang 2008 in Kanada der erste und einzige Sieg, und es war gleich ein Doppelsieg: Kubica vor Nick Heidfeld.

Nach einem schwierigen Start in die Saison 2009 folgte eine schockierende Nachricht: BMW verkündete den Ausstieg aus der Formel 1. Kurz darauf fand die nächste Pressekonferenz statt, diesmal in Hinwil. Peter Sauber hatte sich mit BMW geeinigt und sein Lebenswerk zurückgekauft. Anschließend trat er als Teamchef zurück und übergab die Verantwortung an Monisha Kaltenborn.

2014 blieben die Schweizer erstmals in ihrer Teamgeschichte ohne WM-Punkte. Es ging anschließend aufwärts, doch 2016 wieder ins Tal der Tränen. Kurz vor der Pleite lief sportlich nichts mehr zusammen. Erst im vorletzten Saisonrennen gab es Zählbares, was der Truppe den letzten Rang in der Konstrukteurs-WM ersparte und ihr eine Menge Preisgeld sicherte. Der Einstieg von Longbow Finance (mittlerweile übertragen auf Islero Investments) rettete das Team vor dem Aus.

2017 - mit dem damaligen Mercedes-Junior Pascal Wehrlein - hatte Sauber wieder die rote Laterne. Kaltenborn musste gehen, es kam Frederic Vasseur als neuer Teamchef. Bald darauf wurde ein Deal mit Alfa Romeo über die Namensrechte am Team verkündet.

Seither blieben sportliche Schlagzeilen aber weitgehend aus: Alfa Romeo landete drei Mal in Folge auf P8 der Konstrukteurswertung, 2020 sogar mit nur acht Punkten, 2021 immerhin mit 13 Zählern. Ein Q1-Aus war praktisch die Regel und Top-10-Ergebnisse eine Seltenheit, und das trotz Starfahrer Räikkönen, der zunehmend lustloser wirkte. 2022 musste daher ein Neuanfang her, und das mit Ex-Mercedes-Fahrer Valtteri Bottas und Formel-1-Neuling Guanyu Zhou. Und tatsächlich: Dank einer guten Ausbeute in der ersten Saisonhälfte schaffte Alfa Romeo den Sprung auf P6 in der Konstrukteurswertung, ein echter Fortschritt. 2023 aber stagnierte das Team und rutschte zurück auf P9 in der WM. Teamchef Vasseur wechselte zu Ferrari, einen echten Nachfolger gibt es nicht. Für repräsentative Zwecke steht Alessandro Alunni Bravi aus dem Aufsichtsrat als Ansprechpartner zur Verfügung.

Doch für alle Beteiligten ist vor allem entscheidend, was hinter den Kulissen passiert. Dort arbeitet der frühere McLaren-Teamchef Andreas Seidl als Sauber-Geschäftsführer gezielt auf den Audi-Einstieg hin. Er bereitet also das Werksprojekt vor, stellt Personal ein, schafft die notwendigen Strukturen - und hält sich komplett im Hintergrund.

Was bleibt, ist die Historie: Sauber ist nach Ferrari, McLaren und Williams das viertälteste Team der gegenwärtigen Formel 1.