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Haas

USA

Porträt

(Stand: Januar 2024) Mit Haas kehrte 2016 ein US-amerikanisches Team in die Formel 1 zurück. Vater des Projektes ist der Automotive-Unternehmer und NASCAR-Teambesitzer Gene Haas, der auf große Erfolge als Geschäftsmann und als Macher in der nordamerikanischen Stock-Car-Szene zurückblicken kann. In der Formel 1 aber fährt Haas seit einigen Jahren fast nur hinterher.

Dabei kann Haas als Ferrari-Kundenteam auf das Know-how des Formel-1-Traditionsteams zurückgreifen, vor allem aber auf dessen Produkte: Ferrari liefert Haas im Rahmen einer technischen Partnerschaft unter anderem Antriebseinheiten und eine Reihe von nicht-gelisteten Teilen, dazu hat Haas den Windkanal in Maranello für Tests nominiert. Für die Chassis-Entwicklung zeichnet Dallara in Italien verantwortlich. Das Rennteam der US-Amerikaner operiert aus der ehemaligen Marussia-Fabrik im mittelenglischen Banbury.

Kurzum: Trotz Haas' patriotischer Ader ist das Projekt internationaler als es auf den ersten Blick erscheint. Zumal mit Ayao Komatsu aus Japan als Teamchef.

Haas versteht sich ausdrücklich nicht als "Ferrari-B-Team" und sieht das Formel-1-Engagement als Chance, die eigene Firma rund um den Globus zu bewerben. Dabei kommen sportliche Ambitionen nicht zu kurz und könnten in die Tat umgesetzt werden, wenn die Verantwortlichen es verstehen, die massiven Ressourcen des Konzerns und das NASCAR-Know-how für die Königsklasse zu nutzen.

Ein Handicap dabei: Haas geht mit einem der kleinsten Budgets ins Rennen, weil die Truppe verstärkt auf Outsourcing und die Nutzung bestehender Kapazitäten setzt. Die Teambasis in North Carolina ist indes einer der wichtigsten Standorte der Automobilzulieferer-Branche in Nordamerika und entsprechend eindrucksvoll.

Und die bisherigen Ergebnisse? In der Premierensaison 2016 etablierte sich Haas - noch mit Romain Grosjean und Esteban Gutierrez - prächtig. Das Team schloss die Konstrukteurs-WM auf dem achten Rang ab und galt auf Anhieb als ständiger Punktekandidat, hatte jedoch immer wieder mit Bauteilen zu kämpfen, die der Belastung in der Formel 1 nicht standhielten. 2017 blieb der erhoffte Schritt nach vorne aus, stattdessen war erneut das hintere Mittelfeld das Jagdrevier der Mannschaft.

Erst 2018 ging es trotz zahlreicher individueller Fehler bergauf und das Team eroberte P5 in der Gesamtwertung, nur um 2019 aufgrund anhaltender technischer Probleme auf P9 abzustürzen. 2020 blieb die erhoffte Trendwende aus: Wieder nur P9, mit gerade mal drei WM-Punkten und einem Haufen weiterer technischer Baustellen. In der Konsequenz mussten die beiden Haas-Fahrer Grosjean und Kevin Magnussen gehen.

Haas wagte, auch unter finanziellem Druck, zur Saison 2021 den Neuanfang mit zwei Formel-1-Rookies: Nikita Masepin und Mick Schumacher. Man blieb aber Hinterbänkler und 2021 als einziges Team ohne Punkte, als schwächster Rennstall der Formel 1. Allerdings verzichtete Haas in der Saison 2021 auch komplett auf eine Weiterentwicklung des Fahrzeugs, um sich frühzeitig auf 2022 zu konzentrieren.

Hat sich diese Strategie ausgezahlt? Ja und nein: Tatsächlich profitierte Haas in der Frühphase der Saison 2022 von einem soliden Auto und punktete mit Formel-1-Rückkehrer Kevin Magnussen, der kurzfristig als Ersatz für Masepin zurückgeholt wurde. Zur Saisonmitte holte schließlich auch Schumacher erstmals WM-Zähler, verlor nach einigen kostspieligen Crashs jedoch sowohl das Teamduell gegen Magnussen als auch das Vertrauen der Teamführung und bekam für 2023 kein Cockpit mehr bei Haas oder anderswo. Schumacher wechselte daher als Ersatz- und Simulatorfahrer zu Mercedes. Sein Nachfolger bei Haas? Formel-1-Rückkehrer Nico Hülkenberg!

Doch auch 2023 stellte sich kein Erfolg ein: Haas wurde Letzter in der WM, Hülkenberg punktete sogar nur einmal. Ein lange herbeigesehntes technisches Update ließ bis kurz vor Saisonende auf sich warten, brachte dann aber nicht den gewünschten Fortschritt. Weil das Team sportlich auf der Stelle trat, verzichtete Teambesitzer Gene Haas auf die Vertragsverlängerung mit Teamchef Günther Steiner und beförderte stattdessen den Cheftechniker Ayao Komatsu in die verantwortliche Position. Ob er für eine Trendwende sorgen kann, das bleibt abzuwarten.

Übrigens: Mit Kontroversen kennt man sich aus bei Haas. 2019 einigte man sich mit dem Energydrink-Hersteller Rich Energy auf ein Titelsponsoring und übernahm auch dessen schwarz-goldenes Farbdesign. Doch die Partnerschaft endete bereits nach nicht einmal einem Jahr im Unfrieden inklusive öffentlicher Schlammschlacht. Ebenfalls außerplanmäßig endete das Titelsponsoring des russischen Konzerns Uralkali im Frühjahr 2022: Nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine kündigte Haas die Zusammenarbeit mit Uralkali und mit dem russischen Fahrer Nikita Masepin auf.