Wie die Wirtschaftskrise Monaco verändert hat

Der Grand Prix von Monaco hat sich von der Wirtschaftskrise erholt, doch grundlose Geldvernichtung ist in der Formel 1 "unsexy" geworden

(Motorsport-Total.com) - Keiner weiß wirklich, wie viele Deals beim Formel-1-Wochenende des Jahres in Monte Carlo abgeschlossen werden. Doch eines ist wohl schon jetzt klar: 2010 werden es mehr sein als im Vorjahr. Denn der Klassiker im Fürstentum zeigte sich 2009 nicht von seiner besten Seite. Im mondänen Jachthafen gab es ungewohnt viele freie Anlegeplätze, viele Prominente und Wirtschaftstreibende blieben dem prestigeträchtigsten Autorennen der Welt fern.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

2009 war der Jachthafen von Monaco nicht so prall gefüllt, wie gewohnt

Der Grund: Durch die globale Wirtschaftskrise hielten es viele für unangebracht, den eigenen Luxus in all seiner Maßlosigkeit zur Schau zu stellen. Das bestätigt auch Mercedes-Geschäftsführer Nick Fry: "Anfang vergangenen Jahres war die Finanzkrise, die Ende 2008 ausbrach, noch so nah, dass es viele für unangebracht hielten, hier aufzutreten. Doch jetzt sieht es besser aus. Man muss sich nur ansehen, wie viele Sponsoren wir dieses Jahr auf unserem Auto haben."#w1#

Stewart muss kürzer treten

Fry rechnet dieses Jahr auch mit einem Promi-Ansturm auf das Formel-1-Highlight: "Das Vertrauen in den Markt steigt, das wird sich auch bei der Anwesenheit der VIPs zeigen." Dennoch zeigt die Wirtschaftskrise auch dieses Jahr ihren langen Schatten: Mercedes rühmt sich damit, dass das neue Motorhome, das in Monaco erstmals aufgebaut wird, "nur" schlanke zwei Millionen Euro kostet, auch Jackie Stewart muss 2010 etwas kürzer treten.

Der schottische Ex-Weltmeister wird zwar im Gegensatz zum Vorjahr den Grand Prix von Monaco besuchen, die Zeiten sind aber vorbei, als er fünf Nächte lang für 55.000 Euro eine Hotelsuite bezog, wie das zum Beispiel 2008 der Fall war. Damals war Stewart hochdotierter Botschafter der Royal Bank of Scotland - und das Geld floss in Strömen.

Während Stewart wieder da ist, müssen Bernie Ecclestone & Co. dieses Jahr auf Flavio Briatores Partys verzichten, die der Italiener auf seiner gigantischen Jacht Force Blue veranstaltete. Dafür springt "Bierbaron" Vijay Mallya in die Bresche: Der Force-India-Besitzer nennt die Indian Empress, eine der 50 größten Luxusjachten der Welt, sein eigen.

"Im Vorjahr hielten es durch die Wirtschaftskrise viele für unangebracht, in Monaco aufzutreten." Nick Fry

Heute wird anders investiert

Auf dem 95 Meter langen Schiff steigt am Donnerstag die Auftakt-Party zum Grand-Prix-Wochenende, am Freitag geht es wie im Vorjahr weiter mit der bereits zur Tradition gewordenen Amber-Lounge, die von Eddie Irvines Schwester Sonia organisiert wird - Highlights sind eine Modenschau und eine Auktion. Dort konnte man im Vorjahr zahlreiche Formel-1-Piloten, darunter Lewis Hamilton, Adrian Sutil und Nico Rosberg, als Models bewundern. Die Robe dazu entwarf Petra Ecclestone.

Man spürt: Der Grand Prix von Monaco regeneriert sich - auch wenn er sich nicht mehr in der Maßlosigkeit der Vergangenheit zeigt. Grundlose Geldvernichtung ist "unsexy" geworden. Das erkennt auch Jim Wright, früher Marketingchef bei Williams und Toro Rosso und nun bei Virgin, gegenüber 'Reuters': "Bei den Deals, die heute gemacht werden, geht es nicht nur um Medienpräsenz durch Aufkleber, sondern um ein strukturiertes Sponsoringmodell. Die Leute kaufen sich in ein Business ein und können dann sagen: Das macht Sinn."

Monaco wehrt sich gegen Singapur und Abu Dhabi

Während die Formel 1 im Vorjahr von Negativschlagzeilen wie den Herstellerausstiegen und dem Machtkampf zwischen FIA-Präsident Max Mosley und den Teams überschattet war, ist die Grundstimmung dieses Jahr positiv. "Es gibt dieses Jahr wieder viel mehr Interesse, nach Monaco zu kommen", weiß auch Lotus-Teamchef Tony Fernandes. "Es ist immer noch das Glamour-Rennen, mit dem die Leute in Verbindung gebracht werden wollen. Trotz aller Vorsicht sehen die Leute den unglaublichen Wert. Kluge Leute beteiligen sich daran."

Damit hat der Grand Prix von Monaco auch dem Ansturm der durchaus hochkarätigen Konkurrenz aus dem Osten standgehalten. Die Grands Prix von Singapur und Abu Dhabi wollten dem Klassiker im Fürstentum seinen einmaligen Status streitig machen - doch Stewart Bain, kommerzieller Leiter von Renault-Sponsor TW Steel, sagt gegenüber 'Reuters': "Monaco ist immer noch der Event Nummer eins in der Formel 1."

"Monaco ist immer noch die Nummer eins der Formel 1." Stewart Bain