• 08.06.2001 10:14

Urlauber Schumacher plant nächsten Kanada-Coup

Schumacher über seinen Urlaub vor dem Rennwochenende und warum McLaren-Mercedes einen taktischen Vorteil hat

(Motorsport-Total.com/dpa) - Blendend erholt und ganz gelassen präsentiert sich Montreal-Rekordhalter Michael Schumacher vor dem nächsten WM- Duell mit seinem einzigen Titelrivalen David Coulthard. "Wir haben ein gutes Auto, das auch hier siegfähig ist, wenn alles passt", sagte der dreimalige Formel-1-Weltmeister zuversichtlich vor dem Großen Preis von Kanada. "Wir sind in dieser Saison viel konkurrenzfähiger." Der Ferrari-Star rechnet am Sonntag mit einem "engen Kampf zwischen McLaren-Mercedes und uns, in den vielleicht auch noch BMW-Williams" mit seinem Bruder Ralf eingreifen könne. Silberpfeil-Kontrahent Coulthard kündigte derweil kampfeslustig an: "Ich will hier mit zehn Punkten heimgehen."

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Schumacher relaxte auch am Donnerstag in Montreal noch ein wenig

Naturfreund Schumacher stimmte sich mit Relaxen, Reiten und Fischen in aller Abgeschiedenheit in den weitgehend unberührten Weiten Quebecs auf den achten Saisonlauf ein. "Wir waren bei Freunden in den Bergen, gar nicht so weit weg von Montreal", erzählte der völlig entspannte WM-Spitzenreiter begeistert von seinem dreitägigen Kurzurlaub mit Ehefrau Corinna. "Es war ganz gemütlich und völlig ruhig." Kanada - früher einmal das Lieblingsland des Kerpeners, in das er sogar auswandern wollte - biete "Natur ohne Ende: extreme Vegetation, Berge, Meer".

Die Metropole Montreal lockt den Party-Muffel während des lärmenden Grand-Prix-Wochenendes nicht. "Das ist hier in der Zeit ein Tollhaus. Deshalb sind wir lieber woanders hin", begründete Schumacher seine "Flucht" in die Wildnis. "Es gefällt uns hier sehr gut, aber wir sind auch froh, wenn wir wieder zu Hause bei den Kindern sind."

Vorher will der Top-Favorit auf seiner Erfolgsstrecke allerdings seine Kanada-Bestmarken noch steigern. Der 48-malige Grand-Prix- Sieger gewann auf dem schnellen Circuit Gilles Villeneuve auf der Insel Notre Dame im St.-Lorenz-Strom in den letzten sieben Jahren viermal und damit so oft wie kein anderer Fahrer. Zudem holte er sich fünfmal die Pole-Position des Trainingsbesten. "Meine Rekorde hier sind schön, aber sie zählen nicht", wies der Statistik-Ignorant Verweise auf vergangene Meriten als nutzlos zurück.

Für Schumacher zählt allein das Rennen am Sonntag (Start: 19.00 Uhr MESZ/RTL und Premiere World). Siegt er auf der 4,421 km langen Strecke zum fünften Mal, kann er seinen aktuellen Zwölf-Punkte- Vorsprung auf Coulthard ausbauen. "Aber in Montreal kann keine Vorentscheidung im WM-Rennen fallen. Es ist noch viel zu früh dafür", wiegelte er ab.

Zudem will Coulthard dafür sorgen, dass sein deutscher WM- Widersacher auf dem Kurs entlang der olympischen Ruderstrecke von 1976 baden geht. "Ich liebe dieses Rennen, obwohl ich hier bislang noch nicht erfolgreich war", sagte der McLaren-Mercedes-Pilot. In sieben Anläufen glückte dem Schotten noch nie der Sprung aufs Siegespodest. Ein vierter und ein fünfter Platz sind seine bislang magere Ausbeute.

Coulthard stützt seine Hoffnungen auf eine Wende und eine Siegpremiere auf Vorteile im Benzinbereich. Der Tank des Silberpfeils fasst mehr Sprit als der Ferrari und lässt damit mehr Spielraum für taktische Schachzüge. "Ich glaube, wir haben einen Vorteil beim Benzinverbrauch", sagte Coulthard. Schumacher räumte dies ein: "Es kann sein, dass sie weniger Benzin brauchen und einen größeren Tank haben", deutete er ein gleich doppeltes Handicap an. "Aber wir wollen versuchen, dass McLaren-Mercedes daraus keine taktischen Vorteile ziehen kann."