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  • 10.06.2001 11:54

Todt: "Ralf wäre eine der bestmöglichen Entscheidungen"

Jean Todt spricht im Interview über den WM-Kampf, den aktuellen Ferrari und mögliche Ferrari-Fahrer der Zukunft

(Motorsport-Total.com/dpa) - Frage: "Halten Sie McLaren-Mercedes-Pilot David Coulthard für den einzigen Rivalen Michael Schumachers im Titelrennen?"
Todt: "In der Formel 1 können sich die Dinge schnell ändern. Mika Häkkinen war in dieser Saison noch nicht sehr erfolgreich, aber er hat noch eine Chance. Das ist noch offen. Was für ihn bislang schlecht lief kann sich zum Guten wenden."

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Jean Todt (links) wird bis Ende 2004 bei Ferrari bleiben

Frage: "Das heißt, Sie rechnen noch mit Häkkinen?
Todt: "Sicher."

Frage: "Ist es für Ferrari einfacher, dass Coulthard Schumachers WM-Hauptgegner ist im Vergleich zu den Vorjahren mit Häkkinen?"
Todt: "In aller Fairness: Häkkinen ist wahrscheinlich Michaels stärkster Gegner. Obwohl es bewundernswert ist, was Coulthard diese Saison geleistet hat, halte ich Häkkinen für den besseren Fahrer. Coulthard hat allerdings in sieben Rennen sieben Mal Punkte geholt; er hat auch in schwierigen Situationen trotz technischer Probleme nie aufgegeben. Er hat gezeigt, dass er ein starker Konkurrent ist."

Frage:: "Haben Sie die Verträge mit Michael Schumacher und Rubens Barrichello so frühzeitig verlängert, um gegenüber McLaren-Mercedes auch einen psychologischen Vorteil im WM-Kampf zu erhalten?"
Frage:: "Nein. Wir waren uns einig, und daher gab es keinen Grund, damit zu warten. Wir hatten schon zuvor im Team mit den meisten Schlüsselfiguren die Verträge verlängert. Es hätte keinen Sinn gemacht, jetzt in der Fahrerfrage irgendwelche Zweifel zu lassen."

Frage: "Michael Schumacher, Sie als Sportdirektor, der Technische Direktor Ross Brawn, Chefdesigner Rory Byrne und Motorendirektor Paolo Martinello haben jeweils bis 2004 verlängert. Werden Sie und Schumacher über diese Zeit hinaus bei Ferrari bleiben?"
Todt: "In der Formel 1 geht alles sehr schnell. Es ist zu früh, darüber zu sprechen. Was mich betrifft, so versuche ich, die Zukunft von Ferrari für die Zeit nach 2004 vorzubereiten. Nach Ablauf meines Vertrags war ich über elf Jahre in leitender Position im Team, was eine lange Zeit ist. Man muss wissen, wann der richtige Zeitpunkt fürs Aufhören ist."

Frage: "Weshalb hat Ferrari mit Barrichello nur bis 2002 verlängert?"
Todt: "Die Option bezog sich nur auf 2002."

Frage: "In Deutschland tauchen immer wieder Spekulationen auf, dass Ralf Schumacher eines Tages zu Ferrari wechseln könnte. Wäre er ein Kandidat für Sie nach einem Rückzug seines Bruders?"
Todt: "Natürlich. Wenn wir nicht Michael hätten, mit Sicherheit. Er wäre für Ferrari eine der bestmöglichen Entscheidungen."

Frage: "Welche Piloten der jüngeren Fahrer-Generation sehen Sie als potenzielle Thronfolger Michael Schumachers?"
Todt: "Es gibt vier, fünf, die sehr schnell sind. Ralf Schumacher gehört dazu."

Frage: "Ist der Druck für Ferrari sehr groß, einen italienischen Piloten zu verpflichten?"
Todt: "Ich glaube nicht, dass es einen derartigen Druck gibt."

Frage: "Stimmt es, dass Ferrari gegenüber McLaren-Mercedes Nachteile bezüglich Benzinverbrauch und Tankvolumen hat?"
Todt: "Ich sehe nicht, wo ein Nachteil sein soll. Wir führen die Konstrukteurs- und die Fahrer-WM an."

Frage: "Gibt es am aktuellen Ferrari F2001 noch technische Defizite?"
Todt: "Natürlich. Wir verbessern das Auto ständig in allen Bereichen."