• 10.12.2015 09:36

  • von Dominik Sharaf

Superlizenz-Punkte 2016 ausgewertet: Kukident statt Kinder!

Viele Routiniers aus der WEC und der IndyCar-Szene schaffen die 40-Punkte-Hürde, fünf Formel-1-Tester nicht - Wehrlein muss sich trotzdem keine Sorgen machen

(Motorsport-Total.com) - Mit der neuen Punkteregel für die Superlizenz hat die FIA Blitzaufstiegen in die Formel 1, wie ihn ein Max Verstappen hingelegt hat, einen Riegel vorgeschoben. In der Saison 2016 kommt die neue Klausel für Piloten, die den höchsten Motorsport-Führerschein erwerben wollen, zum Einsatz und filtert die Fahrer heraus, die in ihrer Karriere Erfahrung mit Erfolg kombiniert haben. Folge: Viele Routiniers sind für die Königsklasse qualifiziert, viele Talente müssen im Formelsport nachsitzen.

Titel-Bild zur News: Andre Lotterer

Der "erfolgreichste" Pilot außerhalb der Formel 1: Le-Mans-Star Andre Lotterer Zoom

So ist der punktbeste Anwärter bereits Formel 1 gefahren, wenn auch nur ein Rennen. Es handelt sich um Andre Lotterer. Der Audi-Werksfahrer aus der Langstrecken-WM (WEC) hat dank seiner Erfolge in der LMP1-Klasse und seiner Topplatzierungen in der japanischen Super Formula (früher Formel Nippon) 140 Zähler auf dem Konto. Allerdings: Einem mehrfachen Le-Mans-Sieger und Ex-Tester würde sowieso niemand in Abrede stellen, dass er für höchste Aufgaben geeignet ist.

Für die Superlizenz fordert die FIA 40 Punkte (den gesamten Schlüssel nachlesen!), die 33 weitere Kandidaten erreicht haben: GP2-Champion und McLaren-Junior Stoffel Vandoorne kommt auf 105 Punkte. IndyCar-Meister Scott Dixon (100) und die weiteren WEC-Stars Benoit Treluyer (90), Marcel Fässler (90) und Loic Duval (79) haben die Hürde dank viel Erfahrung auf Topniveau locker gemeistert, aber im Gegensatz zum jungen Belgier keine Aussicht auf einen Drive in der Formel 1.


Fotostrecke: Pascal Wehrlein: Sein Weg in die Formel 1

Anders Formel-3-Europameister und GP3-Champion Esteban Ocon (75), der neuerdings zum Kader des Mercedes-Werksteams gehört, und sein schärfster Konkurrent Felix Rosenqvist (73): Beide könnten bald in der Königsklasse aufschlagen und hätten genügend relevante Leistungen aus dem Gültigkeitszeitraum von drei Jahren vorzuweisen. Gleiches gilt für Oliver Rowland (60), zuletzt Meister in der Renault-World-Series, und das bei Williams gelandete GP2-Ass Alex Lynn (58).

Sauber-Tester und Ferrari-Junior Raffaele Marciello (50) kann ebenfalls aufatmen, der bei Lotus respektive Renault verpflichtete Jolyon Palmer (46) darf sich auf seine Superlizenz freuen. Neben vielen weiteren Stars aus der LMP1-Rubrik der WEC sowie der nordamerikanischen Monoposto-Szene schaffen die 40 Punkte-Marke auch Antonio Giovinazzi (Formel 3; 43), Sergei Sirotkin (GP2; 42), McLaren-Junior Nyck de Vries (WSbR; 41), die Ex-GP2-Champion Fabio Leimer und Sam Bird (jeweils 40) sowie die deutsche Nachwuchshoffnung Marvin Kirchhöfer (GP3; 40).

Lance Stroll

Nicht alt genug, nicht erfolgreich genug: Milliardärs-Sohn Stroll muss warten Zoom

Als Meister der Formel E via Sonderregelung wäre übrigens Nelson Piquet jun. qualifiziert, wobei die Personalie nach dem "Crashgate"-Skandal von Singapur 2008 eine Diskussion nach sich ziehen dürfte. Auch wenn seine 16 Punkte nicht ausreichen würden, um die Superlizenz zu erhalten, muss sich Mercedes-Toptalent Pascal Wehrlein keine sorgen machen: Der 21-jährige DTM-Sieger besitzt bereits einen gültigen Lappen und könnte 2016 bei Manor-Marussia oder in einem dritten Auto der Silberpfeile einspringen, was Sportchef Toto Wolff ihm zuletzt in Aussicht stellte.

Mehr Grund zur Sorge haben seine Testfahrer-Kollegen von Red Bull, Ferrari, Williams und Manor-Marussia: Pierre Gasly (GP2; 39), Antonio Fuoco (GP3; 23), der erst 17-jährige und damit auch aus diesem Grund nicht qualifizierte Lance Stroll (Formel 3; 20) sowie Jordan King (GP2; 20) bekämen den Buchstaben des Reglements zufolge keine Erlaubnis für die Königsklasse. Es bleibt jedoch abzuwarten, inwiefern die FIA in Fällen wie den genannten Formel-1-Tests als Ersatz akzeptiert.