Überraschender Grasser-Test: Engelhart bei DTM-Finale im Lamborghini?

Steht Christian Engelhart vor einem DTM-Comeback? Wieso der Porsche-Fahrer nach einer verrückten Anreise aus Indianapolis in Hockenheim den Lamborghini testete

(Motorsport-Total.com) - Einige trauten beim DTM-Privattest am Montag in Hockenheim ihren Augen nicht, als sie plötzlich Porsche-Vertragsfahrer Christian Engelhart in der Box des Lamborghini-Teams Grasser sahen. Der GT3-Routinier, der sich trotz des DTM-Auftaktsieges Mitte August von Toksport WRT getrennt hatte, teilte sich den schwarz-goldenen Huracan GT3 Evo2 mit der #19 mit Stammfahrer Clemens Schmid.

Titel-Bild zur News: Christian Engelhart

Christian Engelhart fährt beim DTM-Privattest in Hockenheim aus der Box Zoom

Und könnte beim Saisonfinale in Hockenheim in etwas mehr als einer Woche ein DTM-Comeback geben - und Andrea Caldarelli ersetzen. Aber was sagt Teamchef Gottfried Grasser dazu? "Es stimmt, dass Christian für uns den Test in Hockenheim bestritten hat und sich das Auto mit Clemens geteilt hat", so der Österreicher im Gespräch mit Motorsport-Total.com.

Wie es mit einem Einsatz in Hockenheim aussieht? "Wir ziehen in Erwägung, ihn dort einzusetzen und schauen uns diesbezüglich gerade die Optionen an", will sich der Teamchef nicht festlegen.

Warum Caldarelli für Hockenheim-Finale wackelt

Interessant ist, dass Lamborghini-Werksfahrer Andrea Caldarelli nach seinem DTM-Debüt in Spielberg ursprünglich auch für das Saisonfinale in Hockenheim vorgesehen war, doch laut Informationen von Motorsport-Total.com hätte der Italiener dafür Simulatortests für das LMDh-Projekt verschieben müssen.

Da Lamborghini beim LMDh-Projekt nach Mirko Bortolottis technisch bedingten Testunfall mit dem Prototypen in Le Castellet unter Zugzwang ist und die Homologation näher rückt, käme Engelhart als Grasser-Alternative durchaus gelegen.

Zudem wäre er als deutschsprachiger Fahrer eine attraktive Wahl für den österreichischen Sponsor GGMT Revolution, der auch beim Finale für das Fahrzeugdesign der #19 verantwortlich zeichnet. Und Grasser und Engelhart kennen einander gut, denn der 36-Jährige fuhr für den Lamborghini-Rennstall 2017 mit dem GT-World-Challenge-Meistertitel und 2019 als Vizemeister im ADAC GT Masters zwei seiner größten Erfolge ein.

Wieso Engelhart als Porsche-Fahrer im Lamborghini sitzt

Seit 2020 steht Engelhart aber als Vertragsfahrer - das ist die Kategorie direkt unter den Werksfahrern - in Diensten von Porsche. Und bestritt in dieser Rolle die erste DTM-Saisonhälfte für Toksport WRT und erst am vergangenen Wochenende für das Porsche-Team Rearden in der Intercontinental GT-Challenge (IGTC) die acht Stunden von Indianapolis.

Anders als die festangestellten Werksfahrer wird Engelhart aber von Porsche Rennen für Rennen engagiert - und erhielt eine Freigabe für den Grasser-Einsatz. Selbst wenn Porsche einen Einsatz beim Saisonfinale blockieren könnte, ergibt eine Freigabe Sinn, denn dass ein Porsche-Fahrer beim Titelfinale unfaire Methoden anwendet, um Lamborghini und Mirko Bortolotti statt Porsche und Thomas Preining zum Meister zu machen, gilt als sehr unwahrscheinlich.

"Ich bedanke mich bei Porsche für die Möglichkeit, dass ich diesen Test machen durfte", sagt Engelhart im Gespräch mit Motorsport-Total.com. "Es hat Spaß gemacht und war ein bisschen eine Rückkehr in meine alte Grasser-Racing-Familie. Wir sind beim Test mit dem Auto gut vorangekommen."

Christian Engelhart

Anfang der Saison jubelte Christian Engelhart noch als Toksport-WRT-Pilot Zoom

Auch Grasser lobt den Rückkehrer. "Hut ab vor Christian", holt er aus. "Er ist ein extrem guter Analytiker und hat ein sehr gutes technisches Verständnis. Wir konnte viele Dinge mit ihm durchprobieren, er hat ein sehr gutes Gefühl für ein Auto. Wir haben nur zwei, drei Stunden gebraucht - und es war alles wieder so eingespielt wie damals."

Engelhart-Kraftakt: Aus "Indy" direkt ins Grasser-Cockpit

Und Engelhart war auch noch schnell: In 1:37.712 fuhr er die beste Grasser-Zeit des Tages und war damit schneller als Stammfahrer Schmid, obwohl er seine Bestmarke am frühen Nachmittag fuhr, als sich die hohen Temperaturen negativ auf die Motorleistung auswirkten. Auf die Tagesbestzeit von Landgraf-Mercedes-Pilot Maro Engel fehlte rund eine halbe Sekunde.

Und nicht nur das: Engelhart hatte auch noch eine beschwerliche Anreise hinter sich, kam direkt aus Indianapolis - mit einer Zeitverschiebung von sechs Stunden. Zudem musste er seinen Flug umbuchen, weil er von Chicago nach Frankfurt flog - statt nachhause. Und dann hatte das Flugzeug auch noch Verspätung und landete um 7:30 statt um 5:55 Uhr.

"Ich habe das Gepäck am Band gelassen, war um 9:30 Uhr in Hockenheim und bin direkt ins Auto gesprungen", erzählt Engelhart. "Es war eine ziemliche Hauruck-Aktion, das hinzukriegen."

Übernimmt Engelhart tatsächlich in Hockenheim den Lamborghini mit der #19, dann wäre er diese Saison nach Mick Wishofer, Maximilian Paul und Caldarelli der vierte Pilot bei acht Wochenenden, der in diesem Boliden sitzt.

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