• 05.04.2024 10:53

  • von Stefan Wagner

ADAC warnt vor versenkbaren Türgriffen

Die schicken Ausfahrgriffe könnten bei Unfällen zum Sicherheitsrisiko werden und der Automobilclub sagt auch, wie man sich wappnen kann

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Über die letzten Jahre sind die wie von Geisterhand ein- und ausfahrenden Türgriffe aber auch wirklich in Mode gekommen. Wenn man der Choreografie etwa bei einem Range Rover Velar oder einer neuen Mercedes E-Klasse beiwohnt, muss man wohl oder über zugeben, dass es schon richtig cool aussieht. Allerdings haben die versenkbaren Türgriffe so ihre Tücken, vor denen der ADAC nun warnt.

Titel-Bild zur News: Mercedes S-Klasse (2021): Bündig eingefahrene Türgriffe

Mercedes S-Klasse (2021): Bündig eingefahrene Türgriffe Zoom

Tesla hat mit diesen Griffen in der Großserie begonnen, auch einheimische Hersteller wie Mercedes und BMW haben bei diversen Modellen nachgezogen. Einige Griffe lassen sich durch den Druck auf den vordersten Teil des Griffes händisch herausklappen, doch viele Lösungen bauen auf elektrische Stellmotoren, die den Griff zur Bedienung ausschließlich automatisch herausfahren. Gerade, wenn die Stromzufuhr nach einem Unfall gestört sei, könne der Griff aber eingefahren bleiben und Unfallhelfer nicht an die Autoinsassen herankommen, gibt der Automobilclub zu bedenken.

Für die schnelle Rettung von Personen aus einem Unfallfahrzeug sei es für Ersthelfer wichtig, ein Fahrzeug von außen schnell, einfach und intuitiv öffnen zu können. Umso mehr, wenn es zu einem Fahrzeugbrand kommt. Versenkbare Türgriffe, also solche, die sich beim Parken und Fahren bündig in die Autoflanke zurückziehen, könnten aus Sicht des ADAC diese Aufgabe vor allem für Laien erheblich erschweren. Doch selbst professionelle Rettungskräfte würden länger brauchen, um an die Insassen zu gelangen.

In den Crashtests nach Euro NCAP werden auch die Türöffnungskräfte geprüft und bewertet. Außerdem wird überprüft, ob das Fahrzeug die Türen nach dem Unfall selbsttätig entriegelt, damit diese von außen geöffnet werden können. Hier hätten versenkbare Türgriffe bisher keine Auffälligkeiten gezeigt. Allerdings sei es laut Medienberichten in der Vergangenheit bei anderen Unfallszenarien in der Realität zu Problemen gekommen.

Aus Sicht des Mobilitätsclubs garantiert eine mechanische Lösung für das Ausfahren der Türgriffe die besten Chancen, nach einem Crash die Türen von außen öffnen zu können. Gerade auch, wenn die Stromversorgung ausfällt.

Keine Chance hätten Ersthelfer immer dann, wenn die Verformungen der Karosserie so stark und die Türen in der Folge so verklemmt seien, dass sie sich auch mit einem gewaltsamen Zug am Türgriff nicht mehr öffnen lassen. Dennoch könne ein stabiler, ausgefahrener Türgriff helfen, die Türe auch bei Verformungen und großem Widerstand zu öffnen. Etwa wenn die Türe am Boden oder einem Hindernis schleife oder das Fahrzeug auf dem Dach liege.

Der ADAC weist zudem darauf hin, dass manche Fahrzeuge auch von innen die Türen elektrisch per Tastendruck entriegeln können. Auch hier müsse es möglich sein, ein Fahrzeug im Gefahrenfall ohne Stromversorgung rasch öffnen zu können.

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Autobesitzern, die ein Fahrzeug mit elektrischer Türöffnung von innen besitzen, rät der ADAC, sich im Handbuch des Fahrzeugs mit den Möglichkeiten zur Notentriegelung vertraut zu machen. Bestenfalls solle man auch die Mitfahrer briefen.

Ein griffgünstig, aber sicher verstauter Fenster-Notfallhammer könne im Zweifelsfall ebenfalls hilfreich sein. Eine garantierte Hilfe in der Not sei aber auch er nicht, denn gegen Verbundglasscheiben, die in modernen Autos häufig als so genannte Wärmeschutz-, Akustik- oder Komfortverglasung verbaut wird, tue er sich schwer.

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